Donau­rad­weg

von | 2. August 2017 | Am Rad, Donau­rad­weg, Im Freien

Lang ist es her

Im Sommer 2017, genauer gesagt Ende Juli, habe ich meine erste Fahrrad­tour gestar­tet. Und zwar war geplant, von Regens­burg bis Krems am Donau­rad­weg zu fahren und dann den Traisen­tal­rad­weg bis St. Pölten zu nehmen. Doch schon die Abfahrt gestal­tete sich schwie­rig, die Fahre­rin des Flix-Busses weigerte sich, mich mitzu­neh­men. Ihre Begrün­dung war, dass sie keine E‑Bikes trans­por­tie­ren dürfe. Während ich noch mit dem Kunden­dienst telefo­nierte, fuhr die äußerst höfli­che und zuvor­kom­mende Dame einfach weg und ließ mich im strömen­den Regen stehen.

Meinen Urlaub hat dann die ÖBB geret­tet, indem mir der nette Schal­ter­be­amte eine alter­na­tive Anrei­se­route zu meinem ersten gebuch­ten Hotel in Strau­bing zusam­men­stellte. Mein vorab gebuch­tes Hotel, das Stadt­ho­tel Wenisch in Strau­bing entpuppte sich als Glücks­fall. Nicht nur gab es eine absperr­bare Tiefga­rage mit absperr­ba­rem Fahrrad­raum darin, nein, ich durfte auch den total durch­näss­ten Inhalt meines Fahrrad­an­hän­gers im Heizungs­kel­ler zum Trock­nen aufhän­gen.

Sensa­tio­nell war auch der Burger im hotel­ei­ge­nen Restau­rant Toni’s. Dieser, ein kurzer abend­li­cher Rundgang durch Strau­bing und ein sensa­tio­nel­les Eis machten einen Tag, der sehr beschei­den begon­nen hatte, doch noch zu einem äußerst gelun­ge­nen Auftakt eines Kurzur­laubs am Fahrrad.

29. Juli 2017: Der erste Tag am Rad

↔ 102 km | 🕔  6:48 | ∅ 15,2 km/h | ➚ 350 m | ➘ 300 m

Der Tag auf Komoot: Etappe Strau­bing — Deggen­dorf | Etappe Deggen­dorf — Passau

Der 1. Tag am Rad führte mich dann von Strau­bing nach Passau. Eine ziemlich lange Etappe von 102 km, die einige erstaun­li­che Erkennt­nisse brachte. Die meisten Leute sind überzeugt, dass mit einem E‑Bike solche Reisen keine Schwie­rig­keit sind und Fahrrad­fah­ren zum Kinder­spiel verkommt. “Ach, du fährst mit einem E‑Bike, das gilt ja dann nicht”, hörte ich oft genug. Ich fand sehr schnell heraus, dass das nur dann stimmt, wenn die Fahre­rin ihr E‑Bike beson­ders gut kennt. Dabei gilt es Gewicht und Akkulauf­zeit sowie Geschwin­dig­keit optimal anzupas­sen.

Die Infra­struk­tur auf dieser Etappe ist mehr als beschei­den. Zumin­dest war das im Jahr 2017 so. Vor allem die fehlen­den Toilet­ten und die gleich­zei­tige Erman­ge­lung an dichtem Gestrüpp stellen Frauen vor eine große Heraus­for­de­rung. Vergeb­lich sucht man nach Trink­was­ser­brun­nen oder Gelegen­hei­ten, sich auszu­ru­hen. Die gelegent­li­chen Hinweis­schil­der auf Gasthäu­ser 5 km und mehr abseits der Strecke machen die Sache auch nicht besser. Wer will schon am Fahrrad 10 zusätz­li­che Kilome­ter für ein Getränk absol­vie­ren. Anderer­seits ist Schat­ten genauso selten wie Toilet­ten. Also nicht vorhan­den. Und es war heiß, extrem heiß.

Die Donau sieht man zwischen Strau­bing und Deggen­dorf so gut wie nie. Auch wenn der Radweg neben der Donau verläuft, ist zwischen Radweg und Donau ein Wall mit Hochwas­ser­schutz­wän­den oben drauf. Um die Donau zu sehen, muss man dann wirklich über Stufen auf den Wall klettern.

In Deggen­dorf ändert sich die Situa­tion komplett. Dort war dann auch das eine oder andere Gasthaus und der eine oder andere Imbiss an der Strecke. Zu dieser Zeit war ich schon sehr besorgt wegen des Ladestands meines Akkus, die Möglich­keit den Akku nachzu­la­den gab es leider nirgends.

Die letzten Kilome­ter bis Passau führten über einen schat­ti­gen Weg, vorbei an dem einen oder anderen Gasthaus. Nach einem köstli­chen Abend­essen in einem tollen Gastgar­ten radelte ich zum gebuch­ten Hotel. Dort angekom­men zeigte der Ladestand des E‑Bikes an, dass ich noch 1 km fahren könnte.

Die Hotels habe ich nach dem Krite­rium ausge­sucht, dass sie einen versperr­ba­ren Fahrrad­raum haben. Diesen suchte ich jedoch in Passau vergeb­lich. Dann meinte der junge Mann an der Rezep­tion, ich können ja das Fahrrad einfach ins Zimmer mitneh­men. Mit dem Lasten­auf­zug in den 4. Stock, habe ich dann über Nacht mein Fahrrad im Zimmer geparkt. Das hatte mehrere Vorteile: ich musste nicht alles abladen und vor allem konnte ich es am nächs­ten Tag bereits im Zimmer packen und direkt losra­deln.

30. Juli 2017: Der zweite Tag — von Passau nach Linz

↔ 108 km | 🕔  6:37 | ∅ 16,3 km/h | ➚ 410 m | ➘ 540 m

Der Tag auf Komoot: Etappe Passau — Linz

Der 2. Tag am Rad führte mich von Passau nach Linz. Die Etappe war die längste am Weg, sie hatte stolze 108 km. Aller­dings war dieser Tag komplett anders als der erste.

Je weiter ich von Strau­bing weg kam, umso weniger waren Auswir­kun­gen des Hochwas­sers der Tage davor zu entde­cken. Auch die Einsam­keit auf der Strecke war schlag­ar­tig vorbei. Da dieser Teil des Donau­rad­wegs sehr gut befah­ren ist, ist auch einen komplett andere Infra­struk­tur vorhan­den. WCs, Trink­was­ser­brun­nen, Ladessta­tio­nen für E‑Bikes und ein einla­den­der Gastgar­ten nach dem anderen. Auch führt der Weg direkt an der Donau entlang.

Ich hatte mich entschie­den, den Fahrrad­weg am rechten Donau­ufer zu nehmen, die Beschrei­bung im Fahrrad­füh­rer war einla­den­der. Um 7:30 war ich bereits unter­wegs, um noch in der Kühle des frühen Tages möglichst weit zu kommen. Mittags­pause gab es in Wesen­ufer. Beein­dru­ckend ist die Schlö­ge­ner Schlinge. Dort gab es auch eine rasante Fahrt bergab. An der Schlö­ge­ner Schlinge selbst führt der Fahrrad­weg durch ein Waldstück, was das Radeln bei über 30 Grad erträg­li­cher macht.

Vorbei an Eferding ging es nach Ottens­heim, wo ich die Donau mittels “Draht­seil­brü­cke” (das ist eine Fähre) querte. Am linken Donau­ufer legte ich die letzten ca. 15 km bis Linz zurück. Über das Hotel in Linz schweige ich mich aus, das war etwas herun­ter­ge­wirt­schaf­tet. Aber es gab einen versperr­ba­ren Fahrrad­raum.

31. Juli 2017: Der dritte Tag — von Linz nach Pöchlarn

↔ 95 km | 🕔  5:56 | ∅ 16 km/h | ➚ 290 m | ➘ 250 m

Der Tag auf Komoot: Etappe Linz — Pöchlarn

Der 3. Tag startete — wie schon die Tage davor — mit strah­len­dem Sonnen­schein. Vor mir lagen 95 km bis nach Pöchlarn, eine sehr gemüt­li­che und vor allem schat­ten­rei­che Etappe, wie sich heraus­stel­len sollte. Für mich war das der schönste Tag dieser Radtour.

Der Start­teil lag am rechten Donau­ufer und führte durch das Europa­schutz­ge­biet Traun-Donau-Auen bis nach Enns. Dort ging es mit der Radfähre nach Mauthau­sen und am linken Ufer weiter. Großteils führt die Route über Fahrrad­wege, ab Grein ist aller­dings ein Stück von ca. 11 km auf einer stark befah­re­nen Landstraße zu fahren. Dabei war ich um meine gute Sicht­bar­keit mit Warnweste etc. sehr froh, auch wenn die LKWs teilweise viel zu schnell und viel zu knapp an mir vorbei fuhren.

Faszi­nie­rend finde ich immer die Schleu­sen für die Schiffe, einen perfek­ten Blick darauf hatte ich in Persen­beug, wo ich wieder auf die rechte Donau­seite wechselte. Was ich vor dieser Radtour nicht wußte ist, dass Fußgän­ger und Radfahrer:innen die Donau auch auf den Staumau­ern queren können. Die Fahrt­route auf der rechten Donau­seite ist sehr gemüt­lich, weit weg von Straßen und lädt zum gemüt­lich Dahin­ra­deln ein. Am späten Nachmit­tag grüßte mich dann Maria Taferl und zeigte mir dabei an, dass ich mein Tages­ziel fast erreicht hatte.

Der Tag 3 war der Tag, an dem ich mir selbst zugeste­hen konnte, mein E‑Bike jetzt wirklich gut zu kennen und den Akku (fast) optimal zu nutzen. Gegen 17 Uhr erreichte ich — mit einer Akku-Restka­pa­zi­tät für 73 km — das Etappen­ziel Hotel Restau­rant Moser direkt beim Pöchlar­ner Bahnhof. Das Essen im schat­ti­gen Gastgar­ten war ausge­zeich­net, das Zimmer etwas altmo­disch aber sehr gemüt­lich. Und das alles zu einem sehr modera­ten Preis. Dafür gibt es von mir eine volle Empfeh­lung.

1. August 2017: Der vierte Tag — von Pöchlarn nach St. Pölten Krems

↔ 47,6 km (bis Krems) | 🕔  2:52 | ∅ 16,6 km/h | ➚ 120 m | ➘ 140 m

Der Tag auf Komoot: Etappe Pöchlarn — Krems

Der 4. Tag startete mit großen Motiva­ti­ons­pro­ble­men. Es wäre so einfach, aus dem Quartier direkt neben dem Bahnhof in einen Zug einzu­stei­gen und nach St. Pölten zu fahren. Nichts desto trotz radelte ich los, ich wollte auf der linken Seite der Donau nach Krems und dann weiter über den Traisen­tal-Radweg bis nach St. Pölten.

Bei der Abfahrt um 8 Uhr war es noch angenehm kühl, aber schon wieder sehr sonnig. Über die Brücke bei Pöchlarn ging es wieder auf die linke Seite der Donau — nach Klein­pöch­larn. Die Fahrrad­ab­fahrt von der Brücke zum Fahrrad­weg ist auffal­lend, der Höhen­un­ter­schied wird in Form einer über 200 m langen “Fahrrad-Schne­cke” überwun­den. Weiter ging es vorbei an Stift Melk und Schön­bü­hel durch die schöne Wachau. Die typischen Weinberge, maleri­sche Orte, schöne Kirchen und viele zum Rasten elnla­dende Plätze säumen den Weg.

Auffal­lend dabei war aller­dings, dass der Radweg immer wieder die Straße kreuzt und die Fahrrad­fah­rer mitten durch die Orte geschickt werden. Dabei ging es dann meist kräftig bergauf, das fast überall verlegte Kopfstein­pflas­ter machte die Fahrt mit Anhän­ger auch nicht einfa­cher. Auch die teilweise engen Gassen und viele Fußgän­ger sorgten für unange­nehme Situa­tio­nen.

Gegen 11 Uhr war das Thermo­me­ter wieder auf ca. 38 Grad  geklet­tert. Kurz entschlos­sen kaufte ich mir und meinem Fahrrad ein Bahnti­cket von Krems nach St. Pölten und beendete meine Fahrrad­tour mittags bereits in Krems. Den Nachmit­tag in St. Pölten genoss ich dann mit meinem jünge­ren Enkel bei einem guten Eis.