Wegen einer techni­schen Störung …

von | 6. Juli 2022 | Im Zug

… am Bahnhof Dornbirn sind zwischen Hohen­ems Bahnhof und Wolfurt Bahnhst derzeit keine Fahrten möglich.

Die Meldung, die auf meinem Handy auffla­ckerte, erhielt anfangs keine Aufmerk­sam­keit. Doch sickerte durch, dass der Wegfin­der, eine für mich relativ neue App, eine schein­bar wichtige Infor­ma­tion zu meiner geplan­ten Fahrt nach Tirol hatte. Also schnell lesen, was denn da steht.

9:13 — und vorbei war es mit der Ruhe!

Wegen einer techni­schen Störung am Bahnhof Dornbirn sind zwischen Hohen­ems Bahnhof und Wolfurt Bahnhst derzeit keine Fahrten möglich. Die Züge fahren seit 9:07 wieder, planen Sie aber Verspä­tun­gen von bis zu einer Stunde ein.

Oh sch…, ich musste ja nach Fritzens, war alles schon lange gebucht, Termine ausge­macht. Der Gepäck war — bis auf das Notebook — fertig gepackt. Um 10:05 sollte ich in den Zug nach Feldkirch, um dort um 10:44 mit dem RJX weiter­zu­fah­ren. Also wann fährt der nächste Bus nach Hohen­ems, vielleicht finde ich dort einen Zug. Aber warte, der RJX kommt ja von Bregenz, vielleicht wäre es geschei­ter mit dem Bus nach Dornbirn zum Bahnhof zu fahren und dort einzu­stei­gen.

Der Anruf beim Bahnhof ergab: Dornbirn ist siche­rer, der Zug fährt über Dornbirn.

Also rannte ich zum Bus, fuhr zum Dornbir­ner Bahnhof und stand vor einem Schild, dass nur Schie­nen­er­satz­ver­kehr fährt. Von den dort statio­nier­ten Security-Mitar­bei­tern wurde mir gesagt, dass in Dornbirn sicher kein Railjet abfah­ren würde. Der Zug sei direkt in Feldkirch zur Abfahrt bereit gestellt, ich soll nach Feldkirch fahren. Inzwi­schen war es kurz vor 10, wie komme ich jetzt nach Feldkirch? Mit dem Bus Nr. 23 nach Götzis und dort hoffen, einen Zug zu ergat­tern. Der 23er kam gerade daher also gemein­sam mit vielen anderen am Dornbir­ner Bahnhof Gestran­de­ten ab in den Bus. Mein Plan war, ich fahre bis Hohen­ems mit dem Bus und schaue dann dort, mit einem Zug weiter­zu­kom­men.

Um 10:17 kam der Zug am Bahnhof Hohen­ems an. Auf Gleis 1 stand eine S‑Bahn, aller­dings war am Bahnsteig angeschrie­ben, dass diese nach Lindau fahren würde. Niemand, den man fragen könnte, nur aufge­scheuchte Leute, die rätselnd dort standen, wohin denn dieser Zug fahren würde. Die Türen gingen zu. Der Zug setzte sich in Bewegung und fuhr — ratet einmal wohin — Richtung Feldkirch. Da konnte ich einen lauten Fluch nicht mehr unter­drü­cken, weil diese S‑Bahn hätte wahrschein­lich den RJX noch erreicht.

Anzei­ge­ta­feln mit validen Infor­ma­tio­nen? Fehlan­zeige!

Vor dem Schal­ter standen die Menschen Schlange, keiner kannte sich mehr aus. Manche sind total entnervt losge­zo­gen, um ein Taxi zu finden, dass sie weiter­bringt. Ich habe mich dann vorge­drängt und über die Schul­tern des Mannes, der am Schal­ter stand drüber­ge­brüllt, wo denn wann der nächste Zug nach Feldkirch fährt. Die patzige Antwort “der fährt so wie immer auf Gleis 2, wann aber einer kommt, keine Ahnung”.

Ich keuche auf den Bahnsteig 2, dort steht wirklich ein Rex nach Feldkirch angeschrie­ben, Abfahrt um 10:30. Um ihr glaubt es nicht, der Zug kam auch um 10:30. Meine Laune besserte sich, vielleicht schaffe ich es ja doch noch zum Railjet, der inzwi­schen eine Abfahrts­zeit von 10:47 anzeigte, was eine Mitfahrt wieder in den Bereich der Möglich­kei­ten rückte.

Um 10:44 fuhr der Rex in Feldkirch auf Gleis 5 ein — noch weiter außen ging es nicht. Und ich schaute bei der Türe hinaus, starrte auf den Bahnsteig 2.

Und da war kein Railjet!

So ein Schrott, doch nicht geschafft, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss. Bis ich die riesen Anzahl an Leuten auf dem Bahnsteig reali­sierte. Der RJX war noch gar nicht da! Um 10:54 kam er dann in Feldkirch an und ich konnte meine Fahrt antre­ten.

Ihr werdet es nicht glauben, aber der Railjet kam aus Dornbirn!

Bis Innsbruck hatte sich die Verspä­tung von 12 Minuten auf 6 Minuten reduziert. Ich erreichte entspannt den Anschluss nach Wattens / Fritzens und hatte dort einen erfolg­rei­chen Termin.

Eines ist einmal sicher:

Die ÖBB sollte dringend an ihren Incident-Prozes­sen arbei­ten

Das darf nicht passie­ren, dass einer­seits keiner­lei elektro­ni­sche Infos zur Verfü­gung stehen. Die vorhan­de­nen Anzei­ge­ta­feln mit hilfrei­chen Infor­ma­tio­nen zu bespie­len wäre eine wichtige Sache.

Und anderer­seits müssen die armen Perso­nen, die von den Fahrgäs­ten mit Fragen bombar­diert werden, aktuelle Infos haben. Vielleicht könnte man da so eine Art “Rotati­ons­prin­zip” einfüh­ren. So könnte so ein Team aus 2–3 Perso­nen bestehen, die nach folgen­dem Grobab­lauf arbei­ten:

  • eine gibt Auskunft
  • die anderen beiden sind dort, wo es neue Infos gibt.
  • Sobald sich etwas ändert, löst eine dieser Perso­nen die Auskunfts­per­son ab
  • Diese abgelöste Person geht zurück zur Infor­ma­ti­ons­quelle

Das wäre ein einfa­cher Weg, um auch die Fahrgäste immer mit neues­ten Infor­ma­tio­nen zu versor­gen und die ohnehin gestress­ten Mitarbeiter:innen zu entlas­ten.