Donauradweg
Lang ist es her
Im Sommer 2017, genauer gesagt Ende Juli, habe ich meine erste Fahrradtour gestartet. Und zwar war geplant, von Regensburg bis Krems am Donauradweg zu fahren und dann den Traisentalradweg bis St. Pölten zu nehmen. Doch schon die Abfahrt gestaltete sich schwierig, die Fahrerin des Flix-Busses weigerte sich, mich mitzunehmen. Ihre Begründung war, dass sie keine E‑Bikes transportieren dürfe. Während ich noch mit dem Kundendienst telefonierte, fuhr die äußerst höfliche und zuvorkommende Dame einfach weg und ließ mich im strömenden Regen stehen.
Meinen Urlaub hat dann die ÖBB gerettet, indem mir der nette Schalterbeamte eine alternative Anreiseroute zu meinem ersten gebuchten Hotel in Straubing zusammenstellte. Mein vorab gebuchtes Hotel, das Stadthotel Wenisch in Straubing entpuppte sich als Glücksfall. Nicht nur gab es eine absperrbare Tiefgarage mit absperrbarem Fahrradraum darin, nein, ich durfte auch den total durchnässten Inhalt meines Fahrradanhängers im Heizungskeller zum Trocknen aufhängen.
Sensationell war auch der Burger im hoteleigenen Restaurant Toni’s. Dieser, ein kurzer abendlicher Rundgang durch Straubing und ein sensationelles Eis machten einen Tag, der sehr bescheiden begonnen hatte, doch noch zu einem äußerst gelungenen Auftakt eines Kurzurlaubs am Fahrrad.
29. Juli 2017: Der erste Tag am Rad
↔ 102 km | 🕔 6:48 | ∅ 15,2 km/h | ➚ 350 m | ➘ 300 m
Der Tag auf Komoot: Etappe Straubing — Deggendorf | Etappe Deggendorf — Passau
Der 1. Tag am Rad führte mich dann von Straubing nach Passau. Eine ziemlich lange Etappe von 102 km, die einige erstaunliche Erkenntnisse brachte. Die meisten Leute sind überzeugt, dass mit einem E‑Bike solche Reisen keine Schwierigkeit sind und Fahrradfahren zum Kinderspiel verkommt. “Ach, du fährst mit einem E‑Bike, das gilt ja dann nicht”, hörte ich oft genug. Ich fand sehr schnell heraus, dass das nur dann stimmt, wenn die Fahrerin ihr E‑Bike besonders gut kennt. Dabei gilt es Gewicht und Akkulaufzeit sowie Geschwindigkeit optimal anzupassen.
Die Infrastruktur auf dieser Etappe ist mehr als bescheiden. Zumindest war das im Jahr 2017 so. Vor allem die fehlenden Toiletten und die gleichzeitige Ermangelung an dichtem Gestrüpp stellen Frauen vor eine große Herausforderung. Vergeblich sucht man nach Trinkwasserbrunnen oder Gelegenheiten, sich auszuruhen. Die gelegentlichen Hinweisschilder auf Gasthäuser 5 km und mehr abseits der Strecke machen die Sache auch nicht besser. Wer will schon am Fahrrad 10 zusätzliche Kilometer für ein Getränk absolvieren. Andererseits ist Schatten genauso selten wie Toiletten. Also nicht vorhanden. Und es war heiß, extrem heiß.
Die Donau sieht man zwischen Straubing und Deggendorf so gut wie nie. Auch wenn der Radweg neben der Donau verläuft, ist zwischen Radweg und Donau ein Wall mit Hochwasserschutzwänden oben drauf. Um die Donau zu sehen, muss man dann wirklich über Stufen auf den Wall klettern.
In Deggendorf ändert sich die Situation komplett. Dort war dann auch das eine oder andere Gasthaus und der eine oder andere Imbiss an der Strecke. Zu dieser Zeit war ich schon sehr besorgt wegen des Ladestands meines Akkus, die Möglichkeit den Akku nachzuladen gab es leider nirgends.
Die letzten Kilometer bis Passau führten über einen schattigen Weg, vorbei an dem einen oder anderen Gasthaus. Nach einem köstlichen Abendessen in einem tollen Gastgarten radelte ich zum gebuchten Hotel. Dort angekommen zeigte der Ladestand des E‑Bikes an, dass ich noch 1 km fahren könnte.
Die Hotels habe ich nach dem Kriterium ausgesucht, dass sie einen versperrbaren Fahrradraum haben. Diesen suchte ich jedoch in Passau vergeblich. Dann meinte der junge Mann an der Rezeption, ich können ja das Fahrrad einfach ins Zimmer mitnehmen. Mit dem Lastenaufzug in den 4. Stock, habe ich dann über Nacht mein Fahrrad im Zimmer geparkt. Das hatte mehrere Vorteile: ich musste nicht alles abladen und vor allem konnte ich es am nächsten Tag bereits im Zimmer packen und direkt losradeln.
30. Juli 2017: Der zweite Tag — von Passau nach Linz
↔ 108 km | 🕔 6:37 | ∅ 16,3 km/h | ➚ 410 m | ➘ 540 m
Der Tag auf Komoot: Etappe Passau — Linz
Der 2. Tag am Rad führte mich von Passau nach Linz. Die Etappe war die längste am Weg, sie hatte stolze 108 km. Allerdings war dieser Tag komplett anders als der erste.
Je weiter ich von Straubing weg kam, umso weniger waren Auswirkungen des Hochwassers der Tage davor zu entdecken. Auch die Einsamkeit auf der Strecke war schlagartig vorbei. Da dieser Teil des Donauradwegs sehr gut befahren ist, ist auch einen komplett andere Infrastruktur vorhanden. WCs, Trinkwasserbrunnen, Ladesstationen für E‑Bikes und ein einladender Gastgarten nach dem anderen. Auch führt der Weg direkt an der Donau entlang.
Ich hatte mich entschieden, den Fahrradweg am rechten Donauufer zu nehmen, die Beschreibung im Fahrradführer war einladender. Um 7:30 war ich bereits unterwegs, um noch in der Kühle des frühen Tages möglichst weit zu kommen. Mittagspause gab es in Wesenufer. Beeindruckend ist die Schlögener Schlinge. Dort gab es auch eine rasante Fahrt bergab. An der Schlögener Schlinge selbst führt der Fahrradweg durch ein Waldstück, was das Radeln bei über 30 Grad erträglicher macht.
Vorbei an Eferding ging es nach Ottensheim, wo ich die Donau mittels “Drahtseilbrücke” (das ist eine Fähre) querte. Am linken Donauufer legte ich die letzten ca. 15 km bis Linz zurück. Über das Hotel in Linz schweige ich mich aus, das war etwas heruntergewirtschaftet. Aber es gab einen versperrbaren Fahrradraum.
31. Juli 2017: Der dritte Tag — von Linz nach Pöchlarn
↔ 95 km | 🕔 5:56 | ∅ 16 km/h | ➚ 290 m | ➘ 250 m
Der Tag auf Komoot: Etappe Linz — Pöchlarn
Der 3. Tag startete — wie schon die Tage davor — mit strahlendem Sonnenschein. Vor mir lagen 95 km bis nach Pöchlarn, eine sehr gemütliche und vor allem schattenreiche Etappe, wie sich herausstellen sollte. Für mich war das der schönste Tag dieser Radtour.
Der Startteil lag am rechten Donauufer und führte durch das Europaschutzgebiet Traun-Donau-Auen bis nach Enns. Dort ging es mit der Radfähre nach Mauthausen und am linken Ufer weiter. Großteils führt die Route über Fahrradwege, ab Grein ist allerdings ein Stück von ca. 11 km auf einer stark befahrenen Landstraße zu fahren. Dabei war ich um meine gute Sichtbarkeit mit Warnweste etc. sehr froh, auch wenn die LKWs teilweise viel zu schnell und viel zu knapp an mir vorbei fuhren.
Faszinierend finde ich immer die Schleusen für die Schiffe, einen perfekten Blick darauf hatte ich in Persenbeug, wo ich wieder auf die rechte Donauseite wechselte. Was ich vor dieser Radtour nicht wußte ist, dass Fußgänger und Radfahrer:innen die Donau auch auf den Staumauern queren können. Die Fahrtroute auf der rechten Donauseite ist sehr gemütlich, weit weg von Straßen und lädt zum gemütlich Dahinradeln ein. Am späten Nachmittag grüßte mich dann Maria Taferl und zeigte mir dabei an, dass ich mein Tagesziel fast erreicht hatte.
Der Tag 3 war der Tag, an dem ich mir selbst zugestehen konnte, mein E‑Bike jetzt wirklich gut zu kennen und den Akku (fast) optimal zu nutzen. Gegen 17 Uhr erreichte ich — mit einer Akku-Restkapazität für 73 km — das Etappenziel Hotel Restaurant Moser direkt beim Pöchlarner Bahnhof. Das Essen im schattigen Gastgarten war ausgezeichnet, das Zimmer etwas altmodisch aber sehr gemütlich. Und das alles zu einem sehr moderaten Preis. Dafür gibt es von mir eine volle Empfehlung.
1. August 2017: Der vierte Tag — von Pöchlarn nach St. Pölten Krems
↔ 47,6 km (bis Krems) | 🕔 2:52 | ∅ 16,6 km/h | ➚ 120 m | ➘ 140 m
Der Tag auf Komoot: Etappe Pöchlarn — Krems
Der 4. Tag startete mit großen Motivationsproblemen. Es wäre so einfach, aus dem Quartier direkt neben dem Bahnhof in einen Zug einzusteigen und nach St. Pölten zu fahren. Nichts desto trotz radelte ich los, ich wollte auf der linken Seite der Donau nach Krems und dann weiter über den Traisental-Radweg bis nach St. Pölten.
Bei der Abfahrt um 8 Uhr war es noch angenehm kühl, aber schon wieder sehr sonnig. Über die Brücke bei Pöchlarn ging es wieder auf die linke Seite der Donau — nach Kleinpöchlarn. Die Fahrradabfahrt von der Brücke zum Fahrradweg ist auffallend, der Höhenunterschied wird in Form einer über 200 m langen “Fahrrad-Schnecke” überwunden. Weiter ging es vorbei an Stift Melk und Schönbühel durch die schöne Wachau. Die typischen Weinberge, malerische Orte, schöne Kirchen und viele zum Rasten elnladende Plätze säumen den Weg.
Auffallend dabei war allerdings, dass der Radweg immer wieder die Straße kreuzt und die Fahrradfahrer mitten durch die Orte geschickt werden. Dabei ging es dann meist kräftig bergauf, das fast überall verlegte Kopfsteinpflaster machte die Fahrt mit Anhänger auch nicht einfacher. Auch die teilweise engen Gassen und viele Fußgänger sorgten für unangenehme Situationen.
Gegen 11 Uhr war das Thermometer wieder auf ca. 38 Grad geklettert. Kurz entschlossen kaufte ich mir und meinem Fahrrad ein Bahnticket von Krems nach St. Pölten und beendete meine Fahrradtour mittags bereits in Krems. Den Nachmittag in St. Pölten genoss ich dann mit meinem jüngeren Enkel bei einem guten Eis.
Mir hat besonders gefallen, wie du verschiedene Perspektiven beleuchtest.