Radtag Schlös­ser­reich im March­feld

von | 17. Juni 2025 | Am Rad, Im Freien, Nieder­ös­ter­reich, Öster­reich

Das March­feld gehört für mich eindeu­tig zu den Gegen­den, in die ich ohne Auto von St. Pölten aus schwer hinkomme. Bei einem Besuch der Schlös­ser “Schloss Hof” und “Eckart­sau” im Advent ist mir der dortige Radweg aufge­fal­len und ich wollte ihn einmal “beradeln”. Und siehe da, auch diesmal bot Edtbrust­ner Reisen in Loosdorf mit dem Radtag “Schlös­ser­reich im March­feld” genau das passende an.

Vom Ausflug an den Neusied­ler­see wußte ich, dass der Radtag vom 30. April wegen der Maul- und Klauen­seu­che abgesagt wurde und die dafür angemel­de­ten Teilnehmer:innen auch heute am 17. Juni mitfah­ren würden. Meine Überra­schung war groß, dass die Gruppe mit 14 Perso­nen trotz­dem klein aber fein war. .

↔ 65,6 km | 🕔  3:43 | ∅ 17,7 km/h | ➚ 200 m | ➘ 200 m
Der Tag auf Komoot: Radtag Schlös­ser­rei­ches March­feld

Planung und der frühe Morgen

Wieder einmal habe ich — diesmal bereits am Sonntag — mein Fahrrad vorbe­rei­tet. Also die Spiegel abmon­tiert, einen kleinen Rückspie­gel montiert, Korb runter, Tasche mit Tages­ge­päck (wie beim letzten Mal) rauf. Die Front­ta­sche wurde wieder zur Handta­sche umfunk­tio­niert. Sicher­heits­hal­ber habe ich — da auch ein Abste­cher in die Slowa­kei auf dem Programm stand — meinen Reise­pass einge­packt. Auf das Reser­ve­ge­wand habe ich diesmal verzich­tet,

Am Diens­tag bin ich um 6:20 Uhr losge­ra­delt zum P&R Porsche­straße St. Pölten. Dafür habe ich wieder den Radweg am Koller­berg genom­men, bin über die neue Fahrrad­straße bis zum Roten Hahn und dann von dort nach links Richtung Hornbach. Dort habe ich mich auf der Seite vom Hornbach bei der Ampel hinge­stellt, da ich davon ausging, dass der Bus wieder über die Landes­straße fuhr und ich damit richtig stand. Wenn es anders wäre, könnte ich schnell die Seite wechseln.

Der Bus kam pünkt­lich — diesmal stand ich aller­dings auf der falschen Seite. Das Problem war schnell behoben, unsere Fahrrä­der wurden verla­den und freie Sitzplätze gab es auch noch mehr als genug. Pünkt­lich um 6:50 ging es los nach Marchegg.

Der Radtag

Beim Bahnhof Marchegg wurden um ca. 8:30 die Räder entla­den und es ging auf einer nicht allzu befah­re­nen Straße los in Richtung Schloss Hof, wo wir von Pfauen­schreien begrüßt wurden. Nach einem ganz kurzen Stopp fuhren wir daran vorbei Richtung Schloss Nieder­wei­den. Kurz hinter dem Schloss mündet der Zufahrts­weg für Fahrrä­der in den offizi­el­len Fahrrad­weg. Dort sind zwei Schika­nen aufge­stellt, die so richtig eng sind. Ich stelle mir immer vor, ich bin auf einer Tour mit Packta­schen oder mit meinem Anhän­ger. Dann müsste ich dort die Taschen vom Rad nehmen oder auch den Anhän­ger abhän­gen und hier wahrschein­lich sogar drüber­he­ben. Mit einem Kiki (Kinder­an­hän­ger) käme man am drüber­he­ben gar nicht vorbei. Bei allem Verständ­nis, den Radver­kehr an gefähr­li­chen Stellen abzubrem­sen, stelle ich wieder einmal die Frage, ob es so eng sein muss.

Schloss Hof und Schloss Nieder­wei­den

Beim von Fischer von Erlach für Ernst Rüdiger Graf von Starhem­berg geplan­ten Schloss Nieder­wei­den gab es den ersten länge­ren Stopp. Das Schloss wurde — wie Schloss Hof auch — als Jagdschloss gebaut. Nieder­wei­den ging nach dem Starhem­bergs an Prinz Eugen von Savoyen über, dem auch Schloss Hof gehörte. Die Nichte Prinz Eugens bzw. deren (Ex-)Ehemann verkaufte beide Schlös­ser an Maria There­sia, die sie ihrem Mann schenkte. In Schloss Hof das — wie auch Schloss Nieder­wei­den um 1770 grund­le­gend umgestal­tet wurde — hatte Maria There­sia auch ihren Witwen­sitz. Nach dem Tod Maria There­sias wurden beide Schlös­ser so gut wie nicht mehr genutzt. Um 1900 gab es eine militä­ri­sche Nutzung als Ausbil­dungs­stätte bzw. im Falle Nieder­wei­dens als Pferde­stall. Anläss­lich der Nieder­ös­ter­rei­chi­schen Landes­aus­stel­lung 1986 mit dem Titel „Prinz Eugen und das barocke Öster­reich“, deren Wissen­schaft­li­cher Ausstel­lungs­lei­ter mein Vater war, began­nen in den Schlös­sern Hof und Nieder­wei­den umfas­sende Wieder­her­stel­lungs­ar­bei­ten, die die Schlös­ser vor dem endgül­ti­gen Verfall bewahr­ten. Die Renovie­rung ging danach weiter, maßgeb­lich daran betei­ligt waren der March­fel­der Schlös­ser­ver­ein und die March­feld­schlös­ser Revita­li­sie­rungs-und Betriebsges.m.b.H.. Seit 2015 ist die Schloß Schön­brunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. für die Schlös­ser zustän­dig.

Weiter­füh­rende Infor­ma­tio­nen:

Direkt weiter von Schloss Nieder­wei­den ging es über eine wirklich viel befah­rene Landes­straße Richtung Engel­hart­stet­ten, wo es dann ruhiger weiter­ging bis nach Schloss Eckart­sau.

Schloss Eckart­sau

In Schloss Eckart­sau, Teil des Natio­nal­parks Donau-Auen, hatten wir einen länge­ren Aufent­halt. Das Schloss, das unmit­tel­bar am Donau­rad­weg liegt, ist jeden­falls einen Besuch wert. 

Erstmals 1175 in einer Urkunde erwähnt, durch­lief auch Schloss Eckart­sau eine wechsel­volle Geschichte von der Wasser­burg zur Raubrit­ter­burg über das Jagdschloss bis hin zum Sitz des letzten Habsbur­ger Kaisers Karl. Die Tochter von Wilhelm von Eckart­sau erbte Burg und Gut Eckart­sau 1507. Bis zum Kauf 1720 durch Franz Ferdi­nand Graf Kinsky wechsel­ten die Besit­zer sehr oft. Er ließ die Burg zum Jagdschloss umbauen, auch hier wurden die Pläne von Fischer von Erlach erstellt. Auch dieses Schloss wechselte in den Besitz von Kaiser Franz I. Stephan von Lothrin­gen, der auch schon die Schlös­ser Nieder­wei­den und Schloss Hof besaß. Wie auch Nieder­wei­den und Schloss Hof verfiel Eckart­sau nach dem Tod Maria There­sias zusehend. Erst Erzher­zog Franz Ferdi­nand ließ es 1896 general­sa­nie­ren und auch bereits abgeris­sene Teile wieder aufbauen.

Kaiser Karl I. und Kaise­rin Zita verbrach­ten mit ihren Kindern viel Zeit in Eckart­sau. Von 1. bis 27. Juli 1918 war Eckart­sau auch offizi­elle Residenz des k.u.k. Hofes. Karl, der weder in Öster­reich noch in Ungarn formell abdankte sondern nur jeweils auf die Regie­rungs­aus­übung verzich­tete, und Zita blieben mit ihren Kindern auch nach dem Kriegs­ende in Eckart­sau. Im März 1919 musste die Familie Öster­reich verlas­sen und reiste in die Schweiz aus.

Der Natio­nal­park Donau-Auen bietet unter anderem die durch den Schloss­park führende Eckartsauer Donau­runde, eine abwechs­lungs­rei­che Wande­rung durch verschie­dene Landschafts­bil­der. Zum Besuch kann Schloss Eckart­sau sowohl mit dem Auto als auch mit dem Fahrrad ideal erreicht werden. Auch diverse Busun­ter­neh­men bieten Tages­aus­flüge in die Region an. Beein­dru­ckend ist die Infra­struk­tur, die Masse an Fahrrad­stän­dern, die Fächer zum Laden von Fahrrad-Akkus. Das Kaffee in Eckart­sau lockt mit regio­na­len Spezia­li­tä­ten, frischen Kuchen und Sitzplät­zen im schat­ti­gen Hof. 

Weiter­füh­rende Infor­ma­tio­nen:

Wir setzten unsere Route am nur 750 Meter entfern­ten Donau-Radweg Richtung Bratis­lava fort. 

Donau­rad­weg und Stopfen­reu­ther Au

Als Studen­tin der 80er ist für mich der Donau-Radweg im Gebiet Stopfen­reuth mit vielen Geschich­ten verknüpft. So kenne und kannte ich viele Protagonist:innen der Proteste persön­lich. Einer davon ist heute unser Bundes­prä­si­dent, damals war er Assis­tent an der WU Wien. Aber kurz zur Geschichte:

1984 sollte in Hainburg ein Donau­kraft­werk gebaut werden. Damit drohte das letzte längere frei fließen­den Donau­stück mit seinen Auwäl­dern zu verschwin­den. Nach landes­wei­ten Protes­ten kam es zum geplan­ten Baube­ginn zu einer gewalt­lo­sen Beset­zung der Auwäl­der bei Stopfen­reuth durch tausende Menschen aller Alters- und Berufs­grup­pen (“Hainbur­ger Aubeset­zung”). Mehrmals wurde erfolg­los versucht, die Au zu räumen. Im Dezem­ber 1984 wurde von der Bundes­re­gie­rung eine Nachdenk­pause verord­net und die Bau vorüber­ge­hend gestoppt. Umfang­rei­che wissen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen kamen zum Ergeb­nis, dass die Donau-Auen in und östlich von Wien natio­nal­park­wür­dig sind. 1996 wurde der Natio­nal­park Donau-Auen offizi­ell gegrün­det.

Ich selbst war vor Winter 2024 noch nie in diesem Gebiet unter­wegs. Und auch damals habe ich es nicht auf den Donau-Radweg geschafft sondern war nur im Schloss­park von Eckart­sau. Umso gespann­ter war ich, was mich dort erwar­tet. Und ich muss sagen, es ist beein­dru­ckend. Wenn nicht Wege — teilweise asphal­tiert wie der Radweg — durch­füh­ren würden, wäre dort wirklich noch Wildnis. Es ist eine beruhi­gende Umgebung.

Weiter­füh­rende Infor­ma­tio­nen:

Die Anspruch ans Fahrkön­nen war mäßig, der Weg am Damm schnur­ge­rade, asphal­tiert und leicht bergab. Also ist eigent­lich rollen richti­ger als radeln und genug Spiel­raum, sich in Ruhe umzuschauen. Jeden­falls hielt sich die Anstren­gung in Grenzen. Von der Donau sind wir dann wieder nach Engel­hart­stet­ten, entlang des Rußbach und an Nieder­wei­den vorbei nach Groißen­brunn.

Fahrrad­brü­cke der Freiheit und Iron Curtain Trail (EuroVelo 13)

Mittag­essen waren wir im Gastgar­ten des Gasthaus am Langen Weg in Groißen­brunn. Das Essen war sehr gut, die Portio­nen riesig und die Preise mehr als günstig. Dafür gibt es eine Empfeh­lung, wenn ihr einmal in der Gegend seid, schaut dort vorbei.

Nach dem Mittag­essen ging es “schnur­ge­rade” an Schloss Hof vorbei ans Ende der Garten­an­lage des Schlos­ses. Von dort hatten wir einen tollen Blick auf Schloss Hof, sehr schön fand ich auch das schmie­de­ei­serne Tor am Ende der Garten­an­lage. Auch einen Rotmi­lan konnten wir dort beobach­ten. Dann ging es weiter zur Fahrrad­brü­cke der Freiheit, die eine Fuß- und Fahrrad­ver­bin­dung zwischen Öster­reich und der Slowa­kei darstellt. Von Devinska Nova Ves aus radel­ten wir den Iron Curtain Trail (EuroVelo 13) ein Stück Richtung Norden. Auch hier war die unberührte Natur — geprägt auch durch einen wurzel­durch­wach­se­nen Fahrrad­weg — allge­gen­wär­tig. Trotz­dem erinner­ten Geräu­sche wie das Pfeifen eines Zuges oder das Motoren­ge­räusch eines Autos daran, wie nahe man an bewohn­tem Gebiet ist.

Und wie es das Schick­sal will, gab es genau in diesem Stück eine Reifen­panne. Kein Bus als Backup in der Nähe, aber das Problem wurde trotz­dem kreativ gelöst. Eine hatte Repara­tur­spray, ein anderer einen neuen Schlauch und die Nummer 3 stellte eine elektri­sche Pumpe zur Verfü­gung. Mit verein­ten Kräften wurde so das Rad wieder flott gemacht und die Fahrt ging weiter.

Schon auf der slowa­ki­schen Seite sahen wir Störche. In der Gegend von Marchegg wechsel­ten wir wieder die Seite der March und kamen nach Öster­reich zurück. Zügig ging es zum Schloss Marchegg, wo wir nochmals die Störche bewun­dern konnten und nach Kaffee und Kuchen beim Bahnhof in Marchegg wieder in den Bus zur Heimfahrt stiegen.

Weiter­füh­rende Infor­ma­tio­nen:

Fazit

  • Bequeme Anreise mit dem Bus, auch diesmal hatte ich eine Sitzreihe für mich alleine.
  • Wer anderer kennt den Plan, es ist einfach nachr­a­deln angesagt. Also ist es ein entspann­ter Tag, quasi ein No-Brainer.
  • Die Ausstat­tung mit Fahrrad­stän­dern, Lande­mög­lich­kei­ten aber auch Trink­was­ser­brun­nen und öffent­li­chen WC-Anlagen bei den Schlös­sern aber auch sonst unter­wegs ist für Nieder­ös­ter­reich auffal­lend gut. Auch die Fahrrad­wege sind in gutem Zustand. 
  • Auch diese Radtour war durch­wegs sehr flach, leicht zu fahren. Leider sind nicht überall Fahrrad­wege. 
  • Die besuch­ten Orte waren sehr inter­es­sant.
  • Faszi­nie­rend war die so gut wie unberührte Natur am EuroVelo 13 (Iron Curtain Trail).

Eine eindeu­tige Empfeh­lung, die Route selbst zu fahren, die Details und GPX-Daten sind auf Komoot hinter­legt. Dort können sie auch herun­ter­ge­la­den werden.