Pfarr­kir­che Straß im Straßer­tale

von | 29. Juni 2025 | Denkmä­ler, Im Freien, Nieder­ös­ter­reich, Öster­reich

Am Samstag war ich in Straß im Straßer­tale, das der Ausgangs- und Endpunkt einer Fahrrad­tour rund um den Manharts­berg war. Nach der Rückkehr ist mir die Kirche aufge­fal­len, vor allem die Fresken auf der Fassade. Ich habe einmal vorsorg­lich Fotos gemacht, ohne genau zu wissen, was ich damit tun werde. Jetzt weiß ich es, hier mein Bericht.

Straß im Straßer­tale ist ein typisches Waldviert­ler Bauern­dorf, in der Nähe von Grafen­egg. Die niedri­gen Gebäude mit den großen Toren, die sich eins ans andere reihen, gehen wahrschein­lich hinten hinaus ziemlich lange weiter. Die Vorgär­ten sind reine Zierde, bestückt mit Rosen in Vollblüte und anderen Blumen. Die Ausstrah­lung ist idyllisch, ruhig, gepflegt.

Der Markt­platz ist — wie in vielen Orten Nieder­ös­ter­reichs — langge­zo­gen. In Straß geht in der Mitte ein Bach durch, über den Stege für Fußgänger:innen führen. Gleich wenn man auf den Markt­platz einfährt, ist links ein Platz mit den Statuen der Hl. Florian und Nepumuk. Etwas weiter ist der Marien­steg und rechts die Kirche.

Die Pfarr­kir­che

Die unter Denkmal­schutz stehende Pfarr­kir­che Straß im Straßer­tale ist römisch-katho­lisch. Auffal­lend ist, dass sie gesüdet ist. Ungewöhn­lich ist das deshalb, weil die meisten katho­li­schen Kirchen geostet sind, d.h., der Altar liegt im Osten. Geweiht ist sie zu Ehren Mariä Himmel­fahrt und gehört zum Dekanat Haders­dorf, das zur Erzdiö­zese Wien gehört.

Die Kirche hat eine bewegte Geschichte. Urkund­lich erstmals genannt 1299 (Pfarrer von Falken­berg) bzw. 1335 (Pfarre von Falken­tal — heute Straßer­tal genannt), ging die Pfarre 1627 an die Herrschaft von Grafen­egg über.  Unter der Ägide des Besit­zers der Herrschaft Grafen­egg Johann Baptist Verda von Verden­berg wurde die alte, baufäl­lige Kirche 1637/38 geschlif­fen und auf den Funda­men­ten die heute noch bestehende frühba­ro­cke Saalkir­che errich­tet. Diese wurde 1645 von den Schwe­den beschä­digt und unter der Führung von Baumeis­ter Matthias Piazol (Verden­bergs Hofbau­meis­ter) wieder­her­ge­stellt. Der Hochal­tar zeigt eine Marien­krö­nung, den Erzengel Michael sowie mehrere Heilige und die Stifter­fa­mi­lie. Die Kirche wurde 1963 restau­riert.

Die Loreto-Kapelle

Bei einer Romreise besuchte Gräfin Anna Camilla von Enckevoirth, die Tochter des Kirchen­grün­ders Johann Baptist Verda von Verden­berg, Rom und die Marken. Nach ihrer Rückkehr stiftete sie die Loreto­ka­pelle von Straß, die 1666/67 von Baumeis­ter Antonio Porta an die bestehende Kirche angebaut wurde. Die Kapelle ist eine exakte Kopie der Kapelle von Loreto, wobei die Außen­fas­sade durch Fresken nachge­bil­det wurde. Diese Archi­tek­tur-Malereien des Kremser Malers Wilhelm Ennder­schin (Andschitz) wurden erst 1984 wieder­ent­deckt und 1988 restau­riert.

Die auch von Ennder­schin stammen­den Malereien im Inneren sind nur teilweise erhal­ten. Der Sohn von Anna Camilla von Enkevoirth stiftete 1706 den barocken Hochal­tar mit Maria als schwar­zer Madonna mit Kind. Vor dem Hochal­tar steht eine silber­far­bene, metal­lene Abtren­nung und ein Grab Christi.

Da das Haupt­tor der Kirche und auch die Loreto-Kapelle um 18 Uhr bereits versperrt waren, habe ich mich dann durch ein Seiten­tor, das wegen der Vorbe­rei­tung auf ein Konzert oder eine Messe offen stand, hinein­ge­schli­chen und ein paar Fotos geschos­sen.

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