Mein Anhänger, mein Rad und ich kurven durchs Südburgenland
Teil 2 der SVS Gesundheitswoche sollte von 15. bis 17. September in Hartberg in der Oststeiermark stattfinden. Daraus entstand die Idee, vor diesen 3 Tagen noch ein paar Tage am Rad zu verbringen. Ursprünglich dachte ich ja ans steirische Thermenland bzw. die Südost-Steiermark. Aber auch die Oststeiermark mit Sternfahrten ab dem Wilfinger Ring Bio in Hartberg war in der Überlegung. Nie wäre ich zu diesem Zeitpunkt auf die Idee gekommen, dass es das Südburgenland werden könnte.
Im ersten Schritt habe ich ein paar Internet-Recherchen durchgeführt und hätte da den Vulcania 300 gefunden, der mir ganz gut gefallen hätte. Allerdings war ich skeptisch wegen den doch nicht zu vernachlässigenden Höhenmetern und meiner Gesundheit. Auskunft über Route und Schwierigkeiten waren leider vorab keine zu bekommen. Außer natürlich, ich kaufe die Routendaten. Danach ist dann die Idee aufgetaucht, mich an die offiziellen steirischen Radrouten zu halten und so den Urlaub zu planen. Offen war, ob eben Sternfahrt in der Oststeiermark, einmal rund um die Südoststeiermark oder ganz was anders.
Im zweiten Schritt ging es dann im Jänner auf die Ferienmesse nach Wien. Dort wollte ich mich einfach informieren, was es in der Steiermark für Möglichkeiten gibt. Kurz gesagt, ich bekam Karten, aber es war niemand vor Ort, der meine Fragen beantworten konnte. Also habe ich reihum Radkarten gesammelt und war schon ziemlich frustriert. Und dann kam der Stand vom Südburgenland. Und die Damen dort haben mich mehr als nur kompetent beraten. Und sie haben mir viel Material mitgegeben, nicht nur Karten, sondern auch die Planung zu fertigen Routen mit Gepäcktransport und allen möglichen Dingen. Ich war einfach überwältigt von der Fülle der Informationen und habe eine komplette Tragtasche mit viel Karten und einigen wenigen Infos heimgeschleppt.
Jetzt ging es an die Entscheidungen
Zuerst sichtete ich (nicht sehr zahlreichen) Prospekte, die ich zum Thema Radfahren von der Messe mitgenommen habe und stieß dabei auf die Paradiesroute im Burgenland. Dafür gab es komplette Reisepakete mit Hotels und Gepäcktransport. Aber der Starttag dafür war jeweils der Montag, ich konnte erst am Dienstag los. Aber grundsätzlich hatte in der ersten Frage, wo soll der Urlaub hingehen das Südburgenland das Rennen gegen die Oststeiermark und die Vulkanland / Südoststeiermark gewonnen.
Im Detail kristallisierte sich eine Mischung aus verschiedenen Radwegen heraus, die sich bei der Reise selbst als (fast) optimal entpuppte. Die Anreise mit der Bahn war gesetzt, der Start sollte die erste Bahnstation des REX92 in der Steiermark — Tauchen-Schaueregg, nahe der Wechselstraße gelegen — sein. Das Ziel am Tag 5 war Hartberg in der Oststeiermark. Und in den Tagen danach sollte es einmal rund um die Südsteiermark gehen. Die Routen-Details holte ich mittels gpx-Daten von den jeweiligen Homepages der Tourismusverbände.
Dann ging die Suche nach Quartieren los, die ich dann auch gleich buchte. Anfang Februar war die Sache fix geplant und alles notwendige organisiert. Jetzt ging es noch um andere Frage wie Packtaschen oder Anhänger, welche zusätzliche Ausrüstung wäre notwendig und einiges anderes. Da ich Packtaschen erst kaufen müsste, habe ich mich im Endeffekt für meinen Anhänger entschieden. Auch zusätzliche Ausrüstung war keine notwendig, da ich immer einen Reserveschlauch, Reifenheber, eine Luftpumpe, Erste Hilfe-Set und ähnliches eingepackt hatte.
Am Abend vor der Abreise wird der Anhänger gepackt, ordentlich mit Packwürfeln in unterschiedlichen Farben. Hellgrau für die Schuhe (ein paar Reserveturnschuhe, sollte es nasse Füsse geben und ein paar Schlapfen), grau-schwarz kariert für die Unterwäsche, beige für das Sportgewand und dunkelgrau für das normale Gewand. Das iPad und die Unterlagen für den Kurs packte ich ins Kühlfach des Anhängers (was sich im Laufe der Reise als Problem herausstellen sollte).
Tag 1: Von wegen, es geht nur abwärts
↔ 56,8 km | 🕔 3:13 | ∅ 17,7 km/h | ➚ 350 m | ➘ 730 m
Der Tag auf Komoot: Vom Wechsel nach Burgau
Um die Stoßzeit möglichst zu vermeiden (was mir nicht ganz gelang), habe ich bereits den CJX5 um 6:06 ab St. Pölten nach Wien Westbahnhof genommen, bin von dort nach Meidling geradelt und mit dem langsameren REX3 nach Wiener Neustadt weiter. Der REX3 war leider von Schülern bis Mödling ziemlich frequentiert, da habe ich schon viel Platz weggenommen, was sich aber nicht vermeiden lies. Rückblickend hätte ich den CJX9 nehmen sollen, der 2 Minuten früher gefahren ist. Dieser wäre bis Baden durchgefahren und es waren auch weit weniger Leute dort. Allerdings hat die Zeit für den Bahnsteigwechsel nicht mehr gereicht. In Wr. Neustadt hatte ich dann eine ziemlich lange Wartezeit auf den REX92, der mich nach Tauchen-Schaueregg, der ersten Bahnstation auf steirischer Seite am Wechsel bringen sollte. In diesem Zug war relativ wenig los und das Ein- und Aussteigen war total stressfrei.
Das Wetter war eher bewölkt, besserte sich aber je weiter der Zug den Berg hinauffuhr deutlich. Mit vollem Elan stieg ich aus dem Zug, koppelte meinen Anhänger hinten an und fuhr los. Zuerst ging es ziemlich lang und steil bergab. Da schwante mir schon böses, weil die Erfahrung sagt, dass man das meiste davon wieder hinauffahren muss. Das war dann auch so, es ging lang und richtig steil (13% Steigung) bergauf. Allerdings waren immer wieder flache Stücke drinnen, die ich für eine kurze Verschnaufpause nutzen konnte. So steil, wie es bergauf gegangen war, ging es dann Richtung Pinggau hinunter. Das war der erste Härtetest für die Fahrt mit dem Anhänger, der natürlich das Fahrverhalten meines Pedelecs grob veränderte. In Pinggau nutzte ich die Zeit und war einen Blick in die Kirche. Ich war ja nicht auf der Flucht, sondern im Urlaub und die Etappen waren so gewählt, dass ich dazwischen immer wieder etwas besichtigen kann.
Der nächste Härtetest kam von Pinggau nach Friedberg, da ging es wieder ziemlich heftig und vor allem auf einer viel befahrenen Straße bergauf. Ob angekommen war es Zeit für ein Frühstück, weil meine Kraft war schon fast am Ende. Und der Akkustand erschreckte mich auch, weil ich doch ziemlich viel Akku verbraucht hatte. Da merkte ich auch das zusätzliche Gewicht, das der Anhänger mit sich brachte. Mitten am Hauptplatz in Friedberg fand ich ein nettes Kaffeehaus und das Wetter lud auch zum draußen Sitzen ein. Dort gab es dann kurz vor 11 ein typisch österreichisches Frühstück. Nach einem kurzen Schwatz mit der Bedienung, machte ich mit gut erholt und satt an die Weiterfahrt. Es ging zwar weiterhin immer wieder bergauf, aber nicht mehr so heftig. Mein Weg folgte dem Thermenradweg R12, der in diesem Abschnitt ziemlich deckungsgleich mit dem EuroVelo 9 ist.
- Das Höhenprofil vom Tag
Die Route führt in der Nähe der Lafnitz abwechselnd über Straßen, Nebenstraßen und Radwege und folgt im großen und ganzen der Bahnstrecke. Bei den Radwegen fällt auf, dass sie meistens direkt neben einer Hauptverkehrsstraße liegen und außerdem einer Berg- und Talbahn ähneln. Während im Vergleich die Straße gleichmäßig nach unten geht, muss man mit dem Rad immer wieder bergauf. Sonst war die Fahrt ziemlich erlebnisarm, außer Elterntaxis, die vor einer Schule standen oder auch einmal einem Paketzusteller, war nicht viel los. Sehenswert ist in Dechantskirchen die Burg Thalberg, ein hochmittelalterlicher Burgenbau. Die Burg ist die besterhaltene romanische Wehranlage der Steiermark. Ab Dechantskirchen ging es mehr oder weniger nur mehr bergab und der Ladestand meines Akkus pendelte sich auf beruhigende Werte ein.
Gegen Mittag erreichte ich den Ort Lafnitz und verlies damit die Steiermark und radelte im Südburgenland am Paradiesradweg weiter. Dieser Weg durch das Naturschutzgebiet an der natürlich erhaltenen Lafnitz führte durch unberührte Landschaft und lies den einen oder anderen Vogel vom Eichelhäher bis hin zu vereinzelten Greifvögeln (keine Ahnung, welche, aber sie haben mir gefallen) über meinen Kopf hinwegfliegen. Der Nachteil an der Naturbelassenheit war der teilweise sehr schlechte Zustand des Weges. Eines ist sicher: man muss das Fahren auf Schotter mögen und auch mit dem einen oder anderen Schlagloch oder auch einmal einem Waldweg klar kommen.
Und plötzlich ist die Idylle aus, man findet sich bei Loipersdorf direkt neben der Autobahn A2 wieder, wo die LKWs in Kolonne durch eine Baustelle fahren. Der Radweg schwenkt nach etwas mehr als 1 km rechts weg, dann geht es wieder zurück an die Autobahn. Eines ist jedenfalls Fakt: man kommt über mehrere Kilometer nie so weit weg, dass man den Verkehr nicht mehr hört. Kurz vor Markt Allhau überquert man die Autobahn auf einer Brücke, fährt noch an einigen Christbaumplantagen vorbei und dann ist man in ruhigerem Gebiet. Den Autolärm hat man hinter sich gelassen. Bald ist wieder das Naturschutzgebiet erreicht, es radelt sich ruhig und gemütlich auf geschotterten Wegen dahin. Die Gedanken schweifen ab, der Blick wandert herum. Außer hin und wieder ein landwirtschaftliches Gefährt trifft man nichts und niemanden. Mitten im Nirgendwo ist dann eine Informationsstand über das Naturschutzgebiet mit einer ganz netten Sitzgelegenheit, die zum Verweilen einlädt. Was es nirgends gibt ist ein Trinkwasserbrunnen, um die Wasserflasche bei dem doch ziemlich warmen Wetter aufzufüllen. Gut, dass ich genug Wasser eingepackt habe.
Irgend sah ich die Ortstafel Neudau vor mir und kurz danach bin ich auch schon in Burgau, das in der Steiermark liegt. Dort radelte ich zuerst einmal zur Kirche. Diese ist offen und lädt zum Eintreten ein. Auch hier gibt es eine kurze Pause, dann radle ich zum Friedhof, der sehr schön gelegen ist. Danach entschließe ich mich, meine Unterkunft am Weingut Kleinschuster zu suchen. Am Weg dorthin mach ich noch einen Abstecher zum Gasthaus zum Hirschen, in dem ich mir für den Abend einen Tisch fürs Abendessen bestelle. Dann bringt mich das Navi zur Pension Kleinschuster, allerdings über den Lafnitztal-Radweg und ich stehe auf der Rückseite des Gebäudes vor einem Steg. Zweifel steigen auf, ob ich da mit Fahrrad und Anhänger drüberkomme. Ich teste es zuerst mit dem Anhänger, der hat ausreichend Platz. Also schiebe ich auch das Fahrrad über den Steg, hole mir meinen Schlüssel und beziehe mein Zimmer.
Das Weingut Kleinschuster bietet Zimmer mit Frühstück an. Für mein Fahrrad gab es Platz im absperrbaren Fahrradraum. Meinen Anhänger konnte ich locker über die Stiege in den ersten Stock ziehen. Das Zimmer war gemütlich, das Bad neu renoviert und großzügig. Ausg’steckt war leider nicht mehr, daher das Abendessen auswärts. Ausgepackt hatte ich schnell, meine vier Packwürfel legte ich einfach nebeneinander auf den Tisch und nahm nur das heraus, was ich für die Nacht und den nächsten Tag brauchte.
Die Radfahrt zurück in den Ort habe ich dann nicht mehr über den Steg angetreten, sondern die offizielle Zufahrt benutzt, die mich allerdings auf eine vielbefahrene Straße brachte. Das Abendessen im Hirschen war ausgezeichnet, die Nacht war ausgesprochen ruhig und ich habe tief und fest geschlafen.
Tag 2: An der Lafnitz im großen Regen
↔ 56,4 km | 🕔 3:13 | ∅ 17,5 km/h | ➚ 290 m | ➘ 320 m
Der Tag auf Komoot: Lafnitztal-Radweg bis Heiligenkreuz und weiter nach Güssing
Der Tag begann mit dem Duft von frischem Brot. Ich bin ja aus meiner vorarlberger Zeit den Duft von Ölz gewöhnt, wo gerade das Ciabatta für Hunger sorgte. Aber so ein frisches Bauernbrot riecht ganz anders und treibt einen aus dem Bett. Die Wettervorhersage stand auf Regen ab Mitte Nachmittag, also habe ich meine Packwürfel geschlossen, den Anhänger bepackt und sicherheitshalber den Anhänger regensicher gemacht. Dann ging es zum Frühstück in die Buschenschank. Von frisch gebackenem Bauernbrot über Bohnenkaffee bis hin zum Müsli und am Vortag frisch gelesene Trauben, lies das Frühstück keine Wünsche offen. Nachdem ich gegessen habe, meine Rechnung bezahlt, einen Sack Trauben als Reiseproviant dankend entgegengenommen habe, habe ich das Rad und den Trolley wieder über den Steg geschoben und bin losgeradelt.
Die Lafnitztal-Radroute B75 führt wieder über Schotterwege, Nebenstraßen und kurze Stücke über Hauptstraßen. Grundsätzlich ist es sehr ruhig, der eine oder andere Radfahrer überholt mich oder kommt mir entgegen. Aber hauptsächlich sehe ich Autos und Landmaschinen, manchmal auch Landarbeiter. Wie schon am Tag davor kam ich mir sehr einsam vor. Und teilweise wie ein Störenfried in der Ruhe der Naturlandschaft, der das Wild und die Vögel aufscheucht. An einer Stelle gab es Stau wegen einer Baustelle, da wichen einige Autos dann auf die Feldwege aus. Die meisten waren sehr rücksichtsvoll und haben viel Abstand gehalten. Und es war nur ein kurzes Stück, das plötzlich zur Ausweichstrecke wurde. Unterwegs gab es leider auch nichts zu besichtigen, alle Kirchen, Kapellen und was sonst noch interessant gewesen wäre, war versperrt.
Erst in Königsdorf war die Kirche offen. Diese ist sehr modern, hat einen schönen Vorplatz und auch eine überdachte Sitzmöglichkeit. Auch der Naturbadeteich lud zum Rasten ein. Dort habe ich mir die Trauben schmecken lassen und dann ging es am Holzweg weiter. Die Strecke führte kilometerweise über Wege, die für meinen Trolley zu schmal waren, aber sonst nicht unangenehm zu fahren waren. Leider begann es schon so gegen 12 Uhr immer stärker zu regnen an.
In einer Unterführung kurz vor Heiligenkreuz habe ich mich dann ins Regengewand geschmissen und bin weitergefahren. Bis plötzlich der Fahrradweg von einem Bauzaun versperrt war. Die Bauarbeiter waren aber so nett und haben ihre Arbeit kurz unterbrochen, damit ich nicht einige Kilometer zurückfahren musste, um auf der Bundesstraße wieder weiter zu fahren. Kurz gefasst, der Regen wurde immer stärker, zwischen Heiligenkreuz und Güssing führte auch der Fahrradweg über Waldwege, damit waren Nässe und Schmutz meine ungeliebten Begleiter. Irgendwann hat die Nässe den Regenschutz durchdrungen, mein Handy hat zu spinnen begonnen und hat mich dann in Güssing total fehlgeleitet. Mitten in einem Waldstück hat es behauptet, ich hätte mein Ziel erreicht. Wenigstens hat es zu der Zeit gerade nicht ganz so stark geregnet. Eigentlich hat es nur mehr getröpfelt.
Gegen 14 Uhr hatte ich endlich das Hotel Der Freiraum in Güssing erreicht und habe mein patschnassen Gewand schon vor der Türe ausgezogen. Dann habe ich mein Fahrrad in den Fahrradraum gebracht, die Räder meines Trolleys mit Duschhauben “überzogen”, damit der Dreck nicht im Hotel verteilt wird. So habe ich alles ins Zimmer verfrachtet und den Trolley ausgeräumt. Leider ist dort, wo das meiste Spritzwasser beim Regen hinspritzte Wasser ins Innere gekommen. Die Packwürfel haben aber das Wasser draußen gehalten. Nur im Kühlfach war etwas Wasser eingedrungen, was meinen Unterlagen gar nicht gut getan hat. Gott sei Dank war das iPad nicht nass geworden.
Mein Plan war, am Abend zum Chinesen essen zu gehen. Kurz nach meiner Ankunft kam dann auch das Regenwetter in Güssing an. Daraufhin habe ich an diesem Tag das Hotel nicht mehr verlassen, sondern mir eine Pizza zum Abendessen liefern lassen.
Tag 3: Der Tag nach dem großen Regen
↔ 53,0 km | 🕔 2:53 | ∅ 18,4 km/h | ➚ 380 m | ➘ 270 m
Der Tag auf Komoot: Weinidylle und Eurovelo 13 von Güssing nach Rechnitz
Nach dem mehr als bescheidenen Wetter von gestern habe ich eigentlich mit einer Schlammschlacht gerechnet. Aber es wurde ein wunderschöner, sonniger Tag und die Schlammschlacht blieb (fast) aus. Beim gestrigen Regen ist mir entgangen, dass es auch einen Weg bis zum Hotel gegeben hätte und ich nicht über die Bundesstraße fahren hätte müssen. Diesen Weg nutzte ich am Tag 3, um mich Richtung Rechnitz auf den Weg zu machen.
Alles wirkte heute wie frisch gewaschen, die Luft war kühl, aber sauber. Und es ging auf Nebenstraßen am R1 (Jubiläums-Radweg) bzw. am B57 (Weinidylle-Radweg) Richtung Strem und dann entlang der ungarischen Grenze (mit dauerndem Länderwechsel) über den EuroVelo 13 (Iron Curtain Trail) Richtung Rechnitz. Die Strecke war fast durchwegs asphaltiert und die Landschaft sehr abwechslungsreich. Und endlich ging es auch durch Weinberge, diese hatte ich in den ersten beiden Tage kaum gesehen.
Der Eurovelo 13 (Iron Curtain Trail) geht in großen Teilen durch Ungarn und auf teilweise viel befahrenen Straßen. Erst am letzten Teil Richtung Rechnitz gibt es dann auf Teilstücken einen Fahrradweg. Auch hier ist die Landschaft sehr schön, es ging etwas bergauf-bergab. Bei der alten Feuerwehr machte ich dann Mittagspause mit einem Müsliriegel und Wasser.
Was ich nie verstehen werde ist, dass man jemanden mit dem Fahrrad auf einen Weg führt und dann nach ein paar Hundert Metern das Schild hinstellt, dass dort Fahrverbot ist wegen Bauarbeiten. Bauarbeiter waren keine zu sehen, der Weg war geschottert, also bin ich einfach einmal weitergefahren. Und so kam ich doch noch zu meiner Schlammschlacht. Plötzlich war die Schotterung aus, das kurze Stück von ca. 5 Metern hat ja nicht so schlimm ausgeschaut. Aber es war sehr tief schlammig und vor allem sehr rutschig. Einen Sturz konnte ich noch verhindern, aber so hatte ich dann doch ein total schlammiges Rad.
Irgendwann erreichte dann doch die Bauarbeiten und wurde “umgeleitet”. Leider war die Umleitung nicht ausreichend beschildert, was zu einem Zick-Zack-Weg geführt hat. Das alles kurz vor Rechnitz, wo ich dann am Hauptplatz mein Quartier, die Pension Freingruber, erreichte. Da der Tag so wunderschön war, habe ich nach einer Dusche Rechnitz erkundet, mir ein Eis gegönnt und einen Park besucht. Am Rückweg stand ich plötzlich vor einem Plakat einer Buschenschank und entdeckte, dass ich direkt vor der Buschenschank stand, die an diesem Tag den ersten Tag ausg’steckt hatte. Damit war auch das Abendessen gesichert.
Alles in allem war es ein schöner Radtag mit einem schönen Abschluss.
Tag 4: Auf der Bahntrasse nach Bad Tatzmannsdorf und Oberwart
↔ 55,6 km | 🕔 3:03 | ∅ 18,3 km/h | ➚ 290 m | ➘ 310 m
Der Tag auf Komoot: Bahntrassen-Radweg von Rechnitz nach Bad Tatzmannsdorf und zurück nach Oberwart
Nach einer kurzen Nacht (eine Gelse hielt mich wach) habe ich wie die Tage zuvor um ca. 8 Uhr meine Sachen zusammengepackt, alles vom Zimmer (diesmal war es 2. Stock ohne Lift) zum Rad geschafft und bin dann zum Frühstück gegangen. Frühstück gab es nur für mich, entweder waren alle anderen schon weg oder ich war der einzige Gast in der Pension. Das Frühstück war ok, für mich war es viel zu viel. Damit nichts überblieb, habe ich die letzte Semmel mit Wurst und Käse als Reiseproviant mitbekommen.
Mein erster Weg auf dem Rad führte mich auf einem Fahrradweg mit viel zu engen Schikanen für meinen Anhänger zum Spar, um Nachschub an Müsliriegeln zu besorgen. Abseits der Hauptstraßen ging es dann zum Bahntrassenradweg nach Bad Tatzmannsdorf. Dieser startete mit einem großen Rastplatz mit Fahrrad-Skultur und einem WC-Container, wo auch außen eine Steckdose war. Zuerst dachte ich, das wäre eine Lademöglichkeit für e‑Bikes. Später fand ich dann heraus, dass ich damit falsch lag.
Bahntrassen sind sehr angenehm zu fahren, weil eventuelle Steigungen nie zu steil ausfahren. Daher rechnete ich mit einem sehr gemütlichen Tag, vor allem war die Etappe mit knapp 40 km eine der kürzeren auf meinem Rundweg. Und wirklich stellte sich der Radweg als Musterbeispiel an Radweg mit guter Infrastruktur heraus. Rastplätze, WC-Anlagen und Getränkeautomaten waren in regelmäßigen Abständen installiert. Es gab Spielplätze, Fahrradreparatursäulen und vieles andere. Auffallend war — so was hatte ich bisher noch nie erlebt — dass die querenden Güterwege alle eine Stopptafel hatten. Vorrang für das Fahrrad ist auch auf Fahrradwegen in Österreich noch die absolute Ausnahme. Auch die Kennzeichnung von Straßenquerungen waren vorbildlich, auch wenn hier dann das Rad Nachrang hatte. Aber auch hier war ich über lange Strecken alleine auf weiter Flur.
Erwähnen möchte ich auch Hannersdorf, dort stand schon ein paar Kilometer davor ein fixes Hinweisschild, dass der Lebensmittelladen täglich geöffnet hätte und nur 50 Meter vom Radweg entfernt sei. Später kam dann auch noch der Hinweis, dass es auch ein angeschlossenes Kaffeehaus gab, wo auch Alkohol ausgeschenkt wird. Das fand ich ganz witzig und eine gute Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.
Bei Großpetersdorf kamen plötzlich die Geleise zurück und der Radweg führt zwar daneben weiter, aber ist natürlich dann kein Bahntrassenradweg mehr. Pause machte ich in Großpetersdorf — zuerst zur Besichtigung der Kirche, dann ein Stück weiter auf einem Bankerl und habe die Wurstsemmel gegessen. Mir gegenüber war ein Wandbild der “Road Devils Austria”. Mein erster Gedanke dazu war, eine Motorradgang. Aber nein, es ist ein Verein zur Förderung der Bluesmusik im Burgenland. Lustigerweise habe ich zuerst “Blasmusik” gelesen — so beeinflussen Stereotypen unser ganzes Denken.
Sogar ungarisch lernte ich am Weg. Oberwart heißt auf ungarisch Felsöör — das wusste ich ja schon. Unterwart heißt Alsóör — das war mir neu. Auch andere Orte hatten im Namen irgendwas mit Ör. Das machte mich neugierig. Inzwischen weiß ich, Felsö heißt oben oder obere, Alsó heißt untere und Ör ist die Wache oder auch bewachen. Wikipedia half mir weiter, in der Gegend von Oberwart gab es eine ungarische Grenzwächtersiedlung. Deshalb haben auch ganz viele Dörfer den Namenszusatz “in der Wart”.
Ich wollte ja nach Bad Tatzmannsdorf weiter, hatte mein Quartier aber in Oberwart im Landgasthof Dobrits gebucht. Kurz entschlossen rief ich dort an, ob ich meinen Fahrradanhänger schon kurz nach 13 Uhr vorbeibringen könnte. Das war kein Problem und so konnte ich die letzten 12 km bis Bad Tatzmannsdorf dann ohne Anhänger im Schlepptau fahren. Nach der Besichtigung des Museumsdorf in Bad Tatzmannsdorf wollte ich eigentlich dort zum Heurigen gehen. Aber der sperrte erst um 16 Uhr auf und so lange wollte ich nicht warten.
Dann fiel mir ein, dass ich beim Herradeln neben dem Radweg ein Hinweisschild für eine Buschenschank gesehen hatte. Schnell hatte ich sie gegoogelt und festgestellt, dass sie offen hat und der Umweg kein großer ist. So kam ich nach St. Martin in der Wart in den Dorfstadl Paul zum Nachmittagsessen (Kombi aus Mittags- und Abendessen) mit Sturm. Danach bin ich gemütlich nach Oberwart zurück geradelt, habe mich unter die Dusche gehaut und dann noch eine Runde durch Oberwart gedreht. Da ich aber rechtschaffen müde war — die vier Tage am Rad machten sich bemerkbar — ging ich früh schlafen, um am nächsten Tag die letzte Etappe anzugehen.
Tag 5: Der Paradiesradweg entpuppt sich als Bergwertungsweg
↔ 40,4 km | 🕔 2:21 | ∅ 17,2 km/h | ➚ 540 m | ➘ 480 m
Der Tag auf Komoot: Von Oberwart nach Hartberg/Schildbach über Lafnitz
Wie schon die Tage davor, begann ich meinen Radltag nach einem ausgiebigen Frühstück um ca. 10 Uhr. Es stand an diesem 5. und letzten Tag für den burgenländischen Teil der Abschluss des Paradiesradwegs (Oberwart — Pinkafeld — Neustift an der Lafnitz — Lafnitz) auf dem Programm. In der Steiermark (Lafnitz — Grafendorf — Hartberg) waren dann wieder der R12 bzw. der EuroVelo 9 angesagt.
Dass im Paradiesradweg auf diesem Teil einige nicht zu verachtende Steigungen auf mich zukommen, war mir schon bei der Planung klar. Was wirklich auf mich warten würde, hatte ich nicht am Schirm.
Aber von Anfang an: In der Nacht hatte es geregnet und die Straßen bzw. die Fahrradwege waren nass, die Luft dampfte, in der Ferne hing der Nebel hinter dem Sonnenschein. Außer mir war scheinbar niemand unterwegs und es war herrlich ruhig. Kurz hinter Oberwart durfte ich den Start des Christophorus 16 miterleben. Weiter ging es auf ruhigen Wegen bis nach Pinkafeld, wo kurz nach der Josefikapelle ein Hindernis in Form eines Bauzaunes quer über den Fuß-Fahrradweg stand. Ein Ausweichen auf den gegenüberliegenden Gehsteig war für mich mit meinem Anhänger auch nicht möglich, da sich durch die dortige Baustelle große Schotterhaufen auf dem Gehsteig auftürmten und ich unmöglich dort durch kam. Also blieb mir nur mehr, mein Fahrrad auf der Straße zu schieben. Das war keine angenehme Situation.
Kurz hinter Pinkafeld endeten dann die Fahrradwege und die Fahrt ging auf ziemlich ruhigen Nebenstraßen weiter. Hier gab es hin zur A2 die erste “Bergwertung” mit ca. 10% Steigung. Es ging doch 2,9 km bergauf, zuerst noch moderat, den letzten Kilometer dann doch zunehmend immer steiler. Oben angekommen, bot sich mir ein grandioser Ausblick (siehe Foto 6) ins Burgenland. Und das beste: das was es hinaufging, muss ich ja auch wieder hinunter. Dabei stieß ich aber auf ungeahnte Hindernisse, der Paradiesradweg führt nämlich auf der rechten Seite der Autobahn (Richtung Süden) über ca. 1,5 km nicht nur auf einem Waldweg bergab. Dieser Weg ist eigentlich für die Durchfahrt gesperrt und als Privatgrund gekennzeichnet. Eine alternative Route ohne viel Umweg bot sich allerdings nicht an.
Nach einem nochmaligen kurzen Anstieg mit immerhin noch 6% und einer langen Abfahrt danach, erreichte ich Grafenschachen. Und weiter ging es auf die Neustifter Höhe, auch hier Steigungen bis zu 9% und eine Strecke von 1,6 km. In Neustift an der Lafnitz legte ich einen kurzen Zwischenstopp ein, eine kurze Erholung nach der Anstrengung und dem Luftmangel durch die Steigung war notwendig. Und danach genoss ich die rasante Abfahrt, die auch ganz schön steil war. Durch den Anhänger bremste ich mich allerdings öfters ein und schaute, dass ich immer unter 30 km/h blieb. Unten angekommen, erreichte ich in Lafnitz die Steiermark und von dort ging es am R12 weiter.
- Das Höhenprofil vom Tag
Wie schon am ersten Tag machte ich die Erfahrung, dass der R12 in erster Linie auf Straßen geführt wird. Nur kleinere Teile davon verlaufen über Fahrradwege, die dann aber meistens direkt neben der Straße liegen. Ohne große Aufregung, aber auch hier mit der einen oder anderen Steigung kam ich nach Grafendorf, wo mich ein einladender Hauptplatz empfing. Kurz entschlossen entschied ich mich, dort Rast zu machen und die Kirche zu besichtigen. Nach einer kurzen Rast machte ich mich auf die letzte Etappe nach Hartberg in Wilfinger Ring Bio, wo ich für den Sonntag einen Ruhetag eingeplant hatte, zu dem es dann aber nur bedingt kam (siehe “Bonustour Hartberger Gmoos”). Ab Montag mittags war dort dann Teil 2 der SVS Gesundheitswoche, die bis Mittwoch mittags ging.
Tag 6: Bonustour Hartberger Gmoos
↔ 29,8 km | 🕔 1:33 | ∅ 19,2 km/h | ➚ 190 m | ➘ 190 m
Der Tag auf Komoot: Hartberger Gmoos Runde von Schildbach
Eigentlich war der Sonntag als Ruhetag geplant. Auch die Wettervorschau sagte am Freitag noch Regen für den ganzen Tag. Aber am Samstag wurde das auf Regen am Nachmittag geändert. Das bot sich an für eine schnelle Fahrradrunde. Auf Komoot fand ich was passendes, nämlich eine Runde durchs / ums Hartberger Gmoos. Sehr großzügig, in weiten Teilen weit weg vom Gmoos. Aber die Runde hörte sich cool an und zum “Ausradeln” nach dem Urlaub schien sie mir mit 30 km gerade richtig.
Gesagt getan, am Sonntag nach dem Frühstück bin ich mit Jochen (so nennt mein Enkel mein Pedelec) losgezogen, um mir die Gegend anzuschauen. Der erste Tag seit meiner Abreise, an dem ich keinen Anhänger hinten dran hatte. Eine etwas heftigere Steigung belohnte mich dann aber mit einer wirklich flotten Abfahrt, bei der ich eine Spitzengeschwindigkeit von 42,5 km/h erreichte. Die Runde war angenehm zu fahren, keine großen Schwierigkeiten. In Hartberg selbst waren die Wege im Gmoos ziemlich bevölkert, aber weder ich noch die anderen hatten es an einem Sonntag eilig, daher lief alles ganz entspannt ab. Pünktlich zum Mittagessen war ich im Hotel zurück.
Nach dem Essen hab ich mich mit einem Mittagsschlaf und einer Aufenthalt im Wellnessbereich belohnt. Der Regen blieb übrigens aus und kam erst am Dienstag.
Fazit
Es war eine sehr menschenarme Solo-Tour. Nur hin und wieder ist mir jemand begegnet. Zusammenfassend lässt sich aber auch diesmal dazu festhalten:
- Die An- und Abreise mit der Bahn waren unkompliziert und bequem.
- Das Ein- und Aussteigen mit Rad und Trolley waren einfacher als befürchtet.
- Das Bestreben, nicht in irgendwelche Stoßzeiten zu kommen, hat teilweise lange Wartezeiten auf Bahnhöfen verursacht, was ich aber nicht als schlimm empfunden habe.
- Eine große Erleichterung bei der Rückfahrt war, dass eine meiner Kolleginnen mir meinen Radtrolley und natürlich die Tasche mit dem Auto nach St. Pölten mitgenommen hat. Dafür war ich unendlich dankbar.
- Bergauffahren mag anstrengend sein, aber ein gewisser Teil ist Erfahrung.
- Mit guter Kondition und der richtigen Technik macht der Berg auch mit Asthma Spass.
- Die Entscheidung, mit Anhänger zu fahren, war eine gute. Es hat das Ankommen und das Abfahren erleichtert.
- Ich kann mich nicht entscheiden, ob über weite Strecken die Fahrradwege im Burgenland oder in Niederösterreich schwieriger zu fahren sind. Ausnahmen wie der Bahntrassenradweg
- Die Radwege im Südburgenland sind vorbildlich gekennzeichnet. Einerseits beschildert und andererseits durch Hinweise am Boden.
- Im Südburgenland sind Trinkwasserbrunnen eher selten zu finden. Dafür stehen an einigen Radwegen Getränkeautomaten, wo man kühle Getränke bekommt.









