Am Neusiedler See Radweg von Mörbisch nach Illmitz
Es gibt Radrouten, die hören sich interessant an, sind aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ganz einfach oder gar nicht zu erreichen. In diesem Fall bietet es sich an, auf eine e‑Bike Tagesfahrt zurückzugreifen. Dabei erfolgt die Anreise mit einem Reisebus mit Radanhänger, in dem das eigene Pedelec mitgenommen werden kann. So ein Radtag hat neben der Anreise mit dem Bus auch noch andere Vorteile, wie die Begleitung durch Radguides, eine fixe Routenplanung und das Wissen über Wasser, Essen und WCs. Es gibt inzwischen mehrere Anbieter, die so etwas anbieten. Ich habe wieder bei Edtbrustner Reisen in Loosdorf gebucht, dort haben für mich einerseits sowohl der Termin als auch der Ort gepasst, andererseits war ich mit meinen bisherigen Reisen immer sehr zufrieden. Diesmal ging es rund um den Neusiedlersee.

↔ 75,27 km | 🕔 3:55 | ∅ 19,2 km/h | ➚ 380 m | ➘ 380 m
Der Tag auf Komoot: Neusiedlersee von Mörbisch nach Illmitz
Wie es funktioniert
Ich muss euch ja sicher nicht erklären, wie man eine Busreise bucht. Auch bei Bus mit Fahrrad gibt es verschiedene Varianten, um das Unternehmen zu finden, das zu einem passt. Es bietet es sich an, verschiedene Anbieter zu testen. Dafür eigenen sich Tagesfahrten sehr gut.
Am Abend vor der Fahrt habe ich mein Fahrrad vorbereitet. Das heißt in meinem Fall: Spiegel abmontieren, Korb runter, Tasche für den Gepäckträger rauf. Diese Tasche wird mit allem bestückt, das ich für den Tag brauche. Also vom Wasser über Müsliriegel, Erste-Hilfe-Set bis zu einem zweiten Paar Handschuhe, Stirnband, Fahrradbrille, Schirmkappe und anderem, muss alles hinein. Und zwar so, dass auch noch Platz für die Regenjacke und die Trainingsjacke ist, wenn es warm wird. Die Fronttasche mutiert zu einer Handtasche. Diesmal habe ich auch noch — da ich die Regenhose nicht mitnehmen wollte — sicherheitshalber eine Reservehose und ein zweites Paar Turnschuhe mitgenommen, die ich im Bus deponierte. Sicher ist sicher. (Gebraucht habe ich das Reservegewand nicht, aber lieber etwas zu viel im Bus liegen, als nass heimfahren zu müssen.)
Am Freitag — ihr könnt es euch vorstellen — hat es in der Früh geregnet. Also habe ich das Reservegewand noch in einen Plastiksack verpackt und bin um kurz vor 7 Uhr losgeradelt zum P&R Porschestraße St. Pölten. Dafür habe ich den Radweg am Kollerberg genommen, bin über die neue Fahrradstraße bis zum Roten Hahn und dann von dort nach links Richtung Hornbach. Dort habe ich mich auf der Seite vom Hornbach bei der Ampel hingestellt, da ich — bis zum Anruf von Brigitte (eine unserer beiden Radguides) — nicht wußte, auf welcher Seite der Bus ankommen würde. Da der Bus über die Landesstraße fuhr, konnte ich dort warten, wo ich eh schon stand.
Der Bus kam pünktlich, unsere Fahrräder wurden verladen und freie Sitzplätze gab es auch noch mehr als genug. Pünktlich um 7:20 ging es los nach Mörbisch.
Der Radtag
Gestartet ist unsere kleine, aber feine Radgruppe — wir war 14 Gäste sowie zwei Radguides — bei eher bescheidenem Wetter in Mörbisch bei der Seebühne. Es war kühl, bewölkt, aber es hat nicht geregnet. Dort geht — auch für die Gegend ungewöhnlich — durch Grünstreifen getrennte Fahrstreifen für Autos, Fahrräder und Streifen für Fußgänger:innen vom See weg nach Mörbisch. Rechts weg ging es dann durch Weingärten und Felder am Rande des Schilfgürtels am Radweg B10 (Neusiedler See Radweg) Richtung Rust. Dort machten wir am Hauptplatz kurz Station zum Fotografieren.
Von Rust ging es weiter begleitet von Wolken und immer wieder leichtem Nieselregen über Oggau nach Donnerskirchen und Purbach. Unterwegs entstanden ein paar ganz nette Fotos, z.B. das Feld mit den vielen Mohnblumen. Es gab auch ungewohnte Anblicke, z.B. “Schilfmandln” — zeltförmig aufgestelltes Schilf, ähnlich diesem Bild -, aus denen später die traditionellen Reetdächer entstehen. Bei Donnerskirchen machten wir kurz halt auf dem Rastplatz mit dem “Genussengel”. Es ist ein sehr schöner, großer Rastplatz direkt am Radweg, der zum Verweilen einlädt. Kurz nach dieser Pause erreichten wir schon Purbach und trafen unseren Bus beim Storchenbeisl wieder. Das Mittagessen war wirklich gut, hier gibt es eine Empfehlung, wenn ihr in die Gegend kommt.
Da ich diesmal mit einer Aktioncam experimentiert habe, haben mich im Endeffekt die vielen von mir gemachten Fotos nicht vom Hocker gerissen. Daher gibt es bis zum Mittagessen in Purbach im Storchenbeisl nur Fotos, die in Pausen entstanden sind.
Nach dem Mittagessen hängte ich mein Handy ans Band (schräg über die Schulter) und steckte es fotografierbereit in die Jackentasche. Sicher ist sicher, lieber Fotos aus zwei Quellen als gar keine. Damit fühlte ich mich schon wohler, fotografieren mit dem Handy während dem Fahren bin ich gewohnt. Und so flach und einfach wie die Wege waren, ging das auch ziemlich einfach. Und weiter ging die Fahrt über Breitenbrunn, Winden und Jois nach Neusiedl am See. Dort war das Wetter dann so richtig ungemütlich, windig, nass. Allerdings auch hier nicht so, dass wir richtig nass wurden. Ich glaube, das in Neusiedl entstandene Foto vom Segelboot spiegelt aber die Stimmung am See gut wieder. Nach einer Kaffeepause ging es weiter den See entlang. Je malerischer die Neusiedler Naturschutzgebiete wurden, umso besser wurde auch das Wetter. Auch die Temperatur stieg.
In Podersdorf gab es dann Sonnenschein und Lust auf Eis. Es waren auch enorm viele Leute am See. Ich habe statt Eis zu essen ein paar Fahrradgeschäfte abgeklappt auf der Suche nach einer Monkey Lead T‑Platte. Leider wurde ich nicht fündig. Aber das ist eine andere Geschichte. Nach Podersdorf ging es dann auf fein geschotterten Wegen durch die Pfeifengraswiesen Richtung Illmitz. Der Weg führte durch weite Wiesengebiete, lustigerweise waren rechts meist nur Gräser, während links auch blühende Blumen zu sehen waren. Und wir fuhren — im Wahrsten Sinn des Wortes — durch die Hölle — ein Naturschutzgebiet nahe Illmitz. Dort besuchten wir einen Aussichtsturm, es gab einen Reetpavillion, der vor allem von Spatzen bevölkert war. Vorbei am Gasthaus zur Hölle fuhren wir weiter in den Ort hinein, brachten unsere Räder zum Verladen zum Bus und dann ging es (für den einen oder anderen endlich) zum Heurigen Gangl.
Gut gestärkt ging es mit dem Bus zurück zu den Einstiegsstellen (in meinem Falle das P&R in der Porschestraße) und mit dem Fahrrad nach Hause. Es war ein cooler Tag, auch wenn das Wetter erst am Nachmittag so schön war, wie erhofft und vom Wetterbericht versprochen. Wir sehen uns gerne zu einer anderen Gelegenheit wieder.
Fazit
So eine Anreise mit dem Reisebus zu einer Radtour ist einfach ideal. Man fährt mit dem Rad zur Einstiegsstelle, das Rad wird fachgerecht verladen und transportiert. Meist hat man eine Sitzreihe für sich alleine, hat dadurch ausreichend Platz und sitzt ausgesprochen bequem. Zudem sind dadurch auch schwer erreichbare Radrouten in Griffweite.
Man ist nur für die eigene Ausrüstung zuständig. Jemand anderes weiß, wie der Tag verläuft und kennt den Plan. Er / sie weiß, wo es lang geht, welchen Wegen die Gruppe folgt, wo es etwas zu Essen gibt, kümmert sich um Bestellungen (z.B. beim Heurigen) und alles andere. Das sorgt für einen entspannten Tag.
Der Radweg war durchwegs sehr flach, leicht zu fahren. Er glänzt mit ausgezeichnete Beschilderung, keinen großen Steigungen, ausreichend breiten, meist asphaltierten, aber auch von anderen Radlern gut frequentierten Wegen. Den See konnte man nur an wenigen Stellen sehen, da der Schilfgürtel meistens sehr breit ist. Einige kleine Stücke führten allerdings über vielbefahrene Straßen. Dabei war ein Stück besonders stark befahren. Aber irgendwann hat uns niemand mehr überholt. Erst nachdem wir wieder am Radweg waren, habe ich realisiert, dass uns unser Bus eingeholt hatte und uns durch hinter uns nachfahren den Rücken freigehalten hat bzw. die Autofahrer:innen vom Überholen abgehalten hat.