Pfarrkirche Straß im Straßertale
Am Samstag war ich in Straß im Straßertale, das der Ausgangs- und Endpunkt einer Fahrradtour rund um den Manhartsberg war. Nach der Rückkehr ist mir die Kirche aufgefallen, vor allem die Fresken auf der Fassade. Ich habe einmal vorsorglich Fotos gemacht, ohne genau zu wissen, was ich damit tun werde. Jetzt weiß ich es, hier mein Bericht.
Straß im Straßertale ist ein typisches Waldviertler Bauerndorf, in der Nähe von Grafenegg. Die niedrigen Gebäude mit den großen Toren, die sich eins ans andere reihen, gehen wahrscheinlich hinten hinaus ziemlich lange weiter. Die Vorgärten sind reine Zierde, bestückt mit Rosen in Vollblüte und anderen Blumen. Die Ausstrahlung ist idyllisch, ruhig, gepflegt.
Der Marktplatz ist — wie in vielen Orten Niederösterreichs — langgezogen. In Straß geht in der Mitte ein Bach durch, über den Stege für Fußgänger:innen führen. Gleich wenn man auf den Marktplatz einfährt, ist links ein Platz mit den Statuen der Hl. Florian und Nepumuk. Etwas weiter ist der Mariensteg und rechts die Kirche.
Die Pfarrkirche
Die unter Denkmalschutz stehende Pfarrkirche Straß im Straßertale ist römisch-katholisch. Auffallend ist, dass sie gesüdet ist. Ungewöhnlich ist das deshalb, weil die meisten katholischen Kirchen geostet sind, d.h., der Altar liegt im Osten. Geweiht ist sie zu Ehren Mariä Himmelfahrt und gehört zum Dekanat Hadersdorf, das zur Erzdiözese Wien gehört.
Die Kirche hat eine bewegte Geschichte. Urkundlich erstmals genannt 1299 (Pfarrer von Falkenberg) bzw. 1335 (Pfarre von Falkental — heute Straßertal genannt), ging die Pfarre 1627 an die Herrschaft von Grafenegg über. Unter der Ägide des Besitzers der Herrschaft Grafenegg Johann Baptist Verda von Verdenberg wurde die alte, baufällige Kirche 1637/38 geschliffen und auf den Fundamenten die heute noch bestehende frühbarocke Saalkirche errichtet. Diese wurde 1645 von den Schweden beschädigt und unter der Führung von Baumeister Matthias Piazol (Verdenbergs Hofbaumeister) wiederhergestellt. Der Hochaltar zeigt eine Marienkrönung, den Erzengel Michael sowie mehrere Heilige und die Stifterfamilie. Die Kirche wurde 1963 restauriert.
Die Loreto-Kapelle
Bei einer Romreise besuchte Gräfin Anna Camilla von Enckevoirth, die Tochter des Kirchengründers Johann Baptist Verda von Verdenberg, Rom und die Marken. Nach ihrer Rückkehr stiftete sie die Loretokapelle von Straß, die 1666/67 von Baumeister Antonio Porta an die bestehende Kirche angebaut wurde. Die Kapelle ist eine exakte Kopie der Kapelle von Loreto, wobei die Außenfassade durch Fresken nachgebildet wurde. Diese Architektur-Malereien des Kremser Malers Wilhelm Ennderschin (Andschitz) wurden erst 1984 wiederentdeckt und 1988 restauriert.
Die auch von Ennderschin stammenden Malereien im Inneren sind nur teilweise erhalten. Der Sohn von Anna Camilla von Enkevoirth stiftete 1706 den barocken Hochaltar mit Maria als schwarzer Madonna mit Kind. Vor dem Hochaltar steht eine silberfarbene, metallene Abtrennung und ein Grab Christi.
Da das Haupttor der Kirche und auch die Loreto-Kapelle um 18 Uhr bereits versperrt waren, habe ich mich dann durch ein Seitentor, das wegen der Vorbereitung auf ein Konzert oder eine Messe offen stand, hineingeschlichen und ein paar Fotos geschossen.
Weiterführende Informationen
- Wikipedia zur Pfarrkirche Straß im Straßertale: https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Straß_im_Straßertale
- Wikipedia zur Kapelle in Loreto: https://de.wikipedia.org/wiki/Loretokapelle
- Sagen Info: https://www.sagen.info/forum/media/loreto-kapelle.53833/
- Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Niederösterreich nördlich der Donau 1990. Straß im Straßertale, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt, Pfarrhof, Ehem. Pfarrkirche, profaniert, S. 1148–1149.
- Oliver Fries, Baudenkmale im Blickwinkel der historischen Bauforschung. In: Erich Broidl (Hg.), Das Straßertal. Geschichte und Gegenwart der Marktgemeinde Straß im Straßertale, Horn 2017, S. 345–395.