Radtag Schlösserreich im Marchfeld
Das Marchfeld gehört für mich eindeutig zu den Gegenden, in die ich ohne Auto von St. Pölten aus schwer hinkomme. Bei einem Besuch der Schlösser “Schloss Hof” und “Eckartsau” im Advent ist mir der dortige Radweg aufgefallen und ich wollte ihn einmal “beradeln”. Und siehe da, auch diesmal bot Edtbrustner Reisen in Loosdorf mit dem Radtag “Schlösserreich im Marchfeld” genau das passende an.
Vom Ausflug an den Neusiedlersee wußte ich, dass der Radtag vom 30. April wegen der Maul- und Klauenseuche abgesagt wurde und die dafür angemeldeten Teilnehmer:innen auch heute am 17. Juni mitfahren würden. Meine Überraschung war groß, dass die Gruppe mit 14 Personen trotzdem klein aber fein war. .

↔ 65,6 km | 🕔 3:43 | ∅ 17,7 km/h | ➚ 200 m | ➘ 200 m
Der Tag auf Komoot: Radtag Schlösserreiches Marchfeld
Planung und der frühe Morgen
Wieder einmal habe ich — diesmal bereits am Sonntag — mein Fahrrad vorbereitet. Also die Spiegel abmontiert, einen kleinen Rückspiegel montiert, Korb runter, Tasche mit Tagesgepäck (wie beim letzten Mal) rauf. Die Fronttasche wurde wieder zur Handtasche umfunktioniert. Sicherheitshalber habe ich — da auch ein Abstecher in die Slowakei auf dem Programm stand — meinen Reisepass eingepackt. Auf das Reservegewand habe ich diesmal verzichtet,
Am Dienstag bin ich um 6:20 Uhr losgeradelt zum P&R Porschestraße St. Pölten. Dafür habe ich wieder den Radweg am Kollerberg genommen, bin über die neue Fahrradstraße bis zum Roten Hahn und dann von dort nach links Richtung Hornbach. Dort habe ich mich auf der Seite vom Hornbach bei der Ampel hingestellt, da ich davon ausging, dass der Bus wieder über die Landesstraße fuhr und ich damit richtig stand. Wenn es anders wäre, könnte ich schnell die Seite wechseln.
Der Bus kam pünktlich — diesmal stand ich allerdings auf der falschen Seite. Das Problem war schnell behoben, unsere Fahrräder wurden verladen und freie Sitzplätze gab es auch noch mehr als genug. Pünktlich um 6:50 ging es los nach Marchegg.
Der Radtag
Beim Bahnhof Marchegg wurden um ca. 8:30 die Räder entladen und es ging auf einer nicht allzu befahrenen Straße los in Richtung Schloss Hof, wo wir von Pfauenschreien begrüßt wurden. Nach einem ganz kurzen Stopp fuhren wir daran vorbei Richtung Schloss Niederweiden. Kurz hinter dem Schloss mündet der Zufahrtsweg für Fahrräder in den offiziellen Fahrradweg. Dort sind zwei Schikanen aufgestellt, die so richtig eng sind. Ich stelle mir immer vor, ich bin auf einer Tour mit Packtaschen oder mit meinem Anhänger. Dann müsste ich dort die Taschen vom Rad nehmen oder auch den Anhänger abhängen und hier wahrscheinlich sogar drüberheben. Mit einem Kiki (Kinderanhänger) käme man am drüberheben gar nicht vorbei. Bei allem Verständnis, den Radverkehr an gefährlichen Stellen abzubremsen, stelle ich wieder einmal die Frage, ob es so eng sein muss.
Schloss Hof und Schloss Niederweiden
Beim von Fischer von Erlach für Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg geplanten Schloss Niederweiden gab es den ersten längeren Stopp. Das Schloss wurde — wie Schloss Hof auch — als Jagdschloss gebaut. Niederweiden ging nach dem Starhembergs an Prinz Eugen von Savoyen über, dem auch Schloss Hof gehörte. Die Nichte Prinz Eugens bzw. deren (Ex-)Ehemann verkaufte beide Schlösser an Maria Theresia, die sie ihrem Mann schenkte. In Schloss Hof das — wie auch Schloss Niederweiden um 1770 grundlegend umgestaltet wurde — hatte Maria Theresia auch ihren Witwensitz. Nach dem Tod Maria Theresias wurden beide Schlösser so gut wie nicht mehr genutzt. Um 1900 gab es eine militärische Nutzung als Ausbildungsstätte bzw. im Falle Niederweidens als Pferdestall. Anlässlich der Niederösterreichischen Landesausstellung 1986 mit dem Titel „Prinz Eugen und das barocke Österreich“, deren Wissenschaftlicher Ausstellungsleiter mein Vater war, begannen in den Schlössern Hof und Niederweiden umfassende Wiederherstellungsarbeiten, die die Schlösser vor dem endgültigen Verfall bewahrten. Die Renovierung ging danach weiter, maßgeblich daran beteiligt waren der Marchfelder Schlösserverein und die Marchfeldschlösser Revitalisierungs-und Betriebsges.m.b.H.. Seit 2015 ist die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. für die Schlösser zuständig.
Weiterführende Informationen:
- Schloss Hof: https://www.schlosshof.at/
- Geschichte von Schloss Hof: https://www.schlosshof.at/ueber-schloss-hof/geschichte
- Schloss Niederweiden: https://www.schlosshof.at/ueber-schloss-hof/schloss-niederweiden
Direkt weiter von Schloss Niederweiden ging es über eine wirklich viel befahrene Landesstraße Richtung Engelhartstetten, wo es dann ruhiger weiterging bis nach Schloss Eckartsau.
Schloss Eckartsau
In Schloss Eckartsau, Teil des Nationalparks Donau-Auen, hatten wir einen längeren Aufenthalt. Das Schloss, das unmittelbar am Donauradweg liegt, ist jedenfalls einen Besuch wert.
Erstmals 1175 in einer Urkunde erwähnt, durchlief auch Schloss Eckartsau eine wechselvolle Geschichte von der Wasserburg zur Raubritterburg über das Jagdschloss bis hin zum Sitz des letzten Habsburger Kaisers Karl. Die Tochter von Wilhelm von Eckartsau erbte Burg und Gut Eckartsau 1507. Bis zum Kauf 1720 durch Franz Ferdinand Graf Kinsky wechselten die Besitzer sehr oft. Er ließ die Burg zum Jagdschloss umbauen, auch hier wurden die Pläne von Fischer von Erlach erstellt. Auch dieses Schloss wechselte in den Besitz von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der auch schon die Schlösser Niederweiden und Schloss Hof besaß. Wie auch Niederweiden und Schloss Hof verfiel Eckartsau nach dem Tod Maria Theresias zusehend. Erst Erzherzog Franz Ferdinand ließ es 1896 generalsanieren und auch bereits abgerissene Teile wieder aufbauen.
Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita verbrachten mit ihren Kindern viel Zeit in Eckartsau. Von 1. bis 27. Juli 1918 war Eckartsau auch offizielle Residenz des k.u.k. Hofes. Karl, der weder in Österreich noch in Ungarn formell abdankte sondern nur jeweils auf die Regierungsausübung verzichtete, und Zita blieben mit ihren Kindern auch nach dem Kriegsende in Eckartsau. Im März 1919 musste die Familie Österreich verlassen und reiste in die Schweiz aus.
Der Nationalpark Donau-Auen bietet unter anderem die durch den Schlosspark führende Eckartsauer Donaurunde, eine abwechslungsreiche Wanderung durch verschiedene Landschaftsbilder. Zum Besuch kann Schloss Eckartsau sowohl mit dem Auto als auch mit dem Fahrrad ideal erreicht werden. Auch diverse Busunternehmen bieten Tagesausflüge in die Region an. Beeindruckend ist die Infrastruktur, die Masse an Fahrradständern, die Fächer zum Laden von Fahrrad-Akkus. Das Kaffee in Eckartsau lockt mit regionalen Spezialitäten, frischen Kuchen und Sitzplätzen im schattigen Hof.
Weiterführende Informationen:
- Schloss Eckartsau: https://www.schlosseckartsau.at/
- Wikipedia zur Geschichte des Schlosses Eckartsau: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Eckartsau
Wir setzten unsere Route am nur 750 Meter entfernten Donau-Radweg Richtung Bratislava fort.
Donauradweg und Stopfenreuther Au
Als Studentin der 80er ist für mich der Donau-Radweg im Gebiet Stopfenreuth mit vielen Geschichten verknüpft. So kenne und kannte ich viele Protagonist:innen der Proteste persönlich. Einer davon ist heute unser Bundespräsident, damals war er Assistent an der WU Wien. Aber kurz zur Geschichte:
1984 sollte in Hainburg ein Donaukraftwerk gebaut werden. Damit drohte das letzte längere frei fließenden Donaustück mit seinen Auwäldern zu verschwinden. Nach landesweiten Protesten kam es zum geplanten Baubeginn zu einer gewaltlosen Besetzung der Auwälder bei Stopfenreuth durch tausende Menschen aller Alters- und Berufsgruppen (“Hainburger Aubesetzung”). Mehrmals wurde erfolglos versucht, die Au zu räumen. Im Dezember 1984 wurde von der Bundesregierung eine Nachdenkpause verordnet und die Bau vorübergehend gestoppt. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen kamen zum Ergebnis, dass die Donau-Auen in und östlich von Wien nationalparkwürdig sind. 1996 wurde der Nationalpark Donau-Auen offiziell gegründet.
Ich selbst war vor Winter 2024 noch nie in diesem Gebiet unterwegs. Und auch damals habe ich es nicht auf den Donau-Radweg geschafft sondern war nur im Schlosspark von Eckartsau. Umso gespannter war ich, was mich dort erwartet. Und ich muss sagen, es ist beeindruckend. Wenn nicht Wege — teilweise asphaltiert wie der Radweg — durchführen würden, wäre dort wirklich noch Wildnis. Es ist eine beruhigende Umgebung.
Weiterführende Informationen:
- Donauradweg, Etappe 8 Wien-Hainburg: https://www.niederoesterreich.at/a‑donauradweg-etappe-8-nordufer-wiennordbruecke-hainburg
- Nationalpark Donau-Auen: https://www.donauauen.at/
- Protest gegen das Kraftwerk Hainburg in der Stopfenreuther Au: https://www.donauauen.at/wissen/geschichte/kurzfassung
Die Anspruch ans Fahrkönnen war mäßig, der Weg am Damm schnurgerade, asphaltiert und leicht bergab. Also ist eigentlich rollen richtiger als radeln und genug Spielraum, sich in Ruhe umzuschauen. Jedenfalls hielt sich die Anstrengung in Grenzen. Von der Donau sind wir dann wieder nach Engelhartstetten, entlang des Rußbach und an Niederweiden vorbei nach Groißenbrunn.
Fahrradbrücke der Freiheit und Iron Curtain Trail (EuroVelo 13)
Mittagessen waren wir im Gastgarten des Gasthaus am Langen Weg in Groißenbrunn. Das Essen war sehr gut, die Portionen riesig und die Preise mehr als günstig. Dafür gibt es eine Empfehlung, wenn ihr einmal in der Gegend seid, schaut dort vorbei.
Nach dem Mittagessen ging es “schnurgerade” an Schloss Hof vorbei ans Ende der Gartenanlage des Schlosses. Von dort hatten wir einen tollen Blick auf Schloss Hof, sehr schön fand ich auch das schmiedeeiserne Tor am Ende der Gartenanlage. Auch einen Rotmilan konnten wir dort beobachten. Dann ging es weiter zur Fahrradbrücke der Freiheit, die eine Fuß- und Fahrradverbindung zwischen Österreich und der Slowakei darstellt. Von Devinska Nova Ves aus radelten wir den Iron Curtain Trail (EuroVelo 13) ein Stück Richtung Norden. Auch hier war die unberührte Natur — geprägt auch durch einen wurzeldurchwachsenen Fahrradweg — allgegenwärtig. Trotzdem erinnerten Geräusche wie das Pfeifen eines Zuges oder das Motorengeräusch eines Autos daran, wie nahe man an bewohntem Gebiet ist.
Und wie es das Schicksal will, gab es genau in diesem Stück eine Reifenpanne. Kein Bus als Backup in der Nähe, aber das Problem wurde trotzdem kreativ gelöst. Eine hatte Reparaturspray, ein anderer einen neuen Schlauch und die Nummer 3 stellte eine elektrische Pumpe zur Verfügung. Mit vereinten Kräften wurde so das Rad wieder flott gemacht und die Fahrt ging weiter.
Schon auf der slowakischen Seite sahen wir Störche. In der Gegend von Marchegg wechselten wir wieder die Seite der March und kamen nach Österreich zurück. Zügig ging es zum Schloss Marchegg, wo wir nochmals die Störche bewundern konnten und nach Kaffee und Kuchen beim Bahnhof in Marchegg wieder in den Bus zur Heimfahrt stiegen.
Weiterführende Informationen:
- EuroVelo 13: https://de.eurovelo.com/ev13/austria-slovakia
- Wikipedia zur Fahrradbrücke der Freiheit: https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradbr%C3%BCcke_der_Freiheit
Fazit
- Bequeme Anreise mit dem Bus, auch diesmal hatte ich eine Sitzreihe für mich alleine.
- Wer anderer kennt den Plan, es ist einfach nachradeln angesagt. Also ist es ein entspannter Tag, quasi ein No-Brainer.
- Die Ausstattung mit Fahrradständern, Landemöglichkeiten aber auch Trinkwasserbrunnen und öffentlichen WC-Anlagen bei den Schlössern aber auch sonst unterwegs ist für Niederösterreich auffallend gut. Auch die Fahrradwege sind in gutem Zustand.
- Auch diese Radtour war durchwegs sehr flach, leicht zu fahren. Leider sind nicht überall Fahrradwege.
- Die besuchten Orte waren sehr interessant.
- Faszinierend war die so gut wie unberührte Natur am EuroVelo 13 (Iron Curtain Trail).
Eine eindeutige Empfehlung, die Route selbst zu fahren, die Details und GPX-Daten sind auf Komoot hinterlegt. Dort können sie auch heruntergeladen werden.