Meine erste Radreise in einer Gruppe

von | 31. Oktober 2024 | Am Meer, Am Rad, Herbst, Italien

Ich habe mich vor kurzem entschlos­sen, einmal etwas Neues auszu­pro­bie­ren. Ich habe bei Edtbrust­ner Reisen in Loosdorf eine e‑Bike Reise gebucht. Gemein­sam mit einer relativ großen Gruppen an Radler:innen werde ich von 27. bis 31. Oktober 2024 bei hoffent­lich schönem Wetter vier Tage in Italien radeln gehen. Kurz gesagt, ich nehme am

Saison­aus­ra­deln in der Bucht von Venedig

teil.

Ausge­hend von Lido di Jesolo werden wir gemein­sam die  eindrucks­volle Landschaft der Lagune von Venedig erkun­den. Geradelt wird entlang der Lagune, auf Dämmen oder teilweise werden wir auch mit Schif­fen den einen oder anderen Wasser­weg bewäl­ti­gen. Wir besuchen Inseln verschie­de­ner Größen und werden auch Natur­schutz­ge­biete durch­r­a­deln. Nach allem, was ich über diese Gegend weiß und dort auch schon gesehen habe, freue ich mich, ihre Schön­heit auch aus einer anderer Perspek­tive — nämlich mit dem Fahrrad — kennen zu lernen.

Bisher war ich immer alleine unter­wegs, habe mir alles selbst organi­siert. Dabei war meistens die Rückreise die größte Heraus­for­de­rung. Daher habe ich den ersten Vorteil schon gefun­den: Die An- und Abreise ist auch für mein Fahrrad schon organi­siert.

Offene Fragen vor der Reise

Das Thema, wie ich mit Pedelec und Gepäck zur Einstiegs­stelle kommen soll, beschäf­tigt mich. Wahrschein­lich werde ich meinen Koffer auf das Gestell meines Fahrrad­trol­leys schnal­len und so zum Bus trans­por­tie­ren. Auch abseits davon gibt es noch viel zu planen und vorzu­be­rei­ten, was muss mit, wie kann ich mein Gepäck möglichst leicht halten. Das Fahrrad gehört noch gecheckt, der Korb muss runter, dafür kommt eine Tasche hinten drauf, …

Eine Check­liste hat mir bei der Vorbe­rei­tung gehol­fen, ich habe einge­teilt in Dinge abseits vom Radeln, Fahrrad­klei­dung, Fahrrad­zu­be­hör. Und dann schon zwei Tage vor der Abreise alles herge­rich­tet, um nicht am Feier­tag dazuste­hen und es fehlt etwas. Beim Koffer­pa­cken hat sich dann heraus­ge­stellt, dass der kleine Koffer ausreicht. Ok, nicht der Bürokof­fer, aber in der Fall der zweit­größte Koffer meiner Sammlung, auch geeig­net als Bordge­päck. Der hat dann ganz bequem auf meinen Fahrrad­trol­ley drauf­ge­passt. Auch die Werkstatt war zufrie­den mit dem Zustand meines Fahrrads, daher stand dem Bepacken nichts mehr im Weg.

Ein wichti­ger Punkt der Vorbe­rei­tung war noch, dass ich — da nicht sicher war, ob nicht wieder jemand unseren Fahrrad­raum zuparkt — das Fahrrad in der Wohnung „übernach­ten“ ließ. Alles, damit am Sonntag Früh (oder besser mitten in der Nacht) bei der Abreise auch sicher nichts mehr schief geht.

16-stündi­ger Erste Hilfe Kurs

Aus anderem Anlass — aber auch für die Radreise sicher hilfreich — habe ich beim Roten Kreuz einen 16-stündi­gen Erste Hilfe Kurs absol­viert. Die Themen waren vielfäl­tig. Das Update zum sehr, sehr, sehr lange zurück­lie­gen­den Führerschein‑1.-Hilfe-Kurs sehr lustig. Einer­seits, weil sich viele Dinge gar nicht verän­dert haben. Anderer­seits, weil so eine Wieder­ho­lung und ein Update sehr wichtig sind. Einen entspre­chen­den 2‑Tages-Kurs kann ich euch nur empfeh­len. Hier findet ihr die Angebote des Roten Kreuz in eurer Umgebung.

Mein indivi­du­el­les Fahrrad Erste Hilfe Set

Unabhän­gig vom Kurs habe ich mir schon vor länge­rem mein indivi­du­el­les Fahrrad Erste Hilfe Set zusam­men­ge­stellt. Folgende Dinge habe ich mir da einge­packt:

  • Alu-beschich­tete Kompres­sen 10x10cm
  • Saugkom­pres­sen 10x10cm
  • Wundplas­ter
  • Pflas­ter­strei­fen
  • Elasti­scher Verband
  • Verband­päcken
  • Dreiecks­tuch
  • Rettungs­de­cke
  • Einmal-Handschuhe
  • Schere
  • Wunddes­in­fek­tion

Meine lokale Apotheke, die “Alte Spora Apotheke” St. Pölten hat mich dabei kompe­tent unter­stützt.

Tag 1: Fahrt nach Jesolo und die erste (kurze) Radtour

Der 1. Tag begann für mich bereits um 3 Uhr früh. Da in dieser Nacht auf Normal­zeit umgestellt wurde, war ich wegen dem Wecker nervös. Wird alles richtig umgestellt, wird der Wecker zur richti­gen Zeit abgehen? Auch wenn es gefühlt dann beim Aufste­hen eine Stunde später war, war es immer noch sehr früh. Die letzte Kontrolle des Fahrrads, die letzten Teile einge­packt, alles aufge­la­den, alles aus der Wohnung zum Hausein­gang trans­por­tiert. Um 4 Uhr radelte ich los zum Park & Ride im Süden St. Pöltens.

Kurz nach dem Losra­deln sehe ich schon den Edbrust­ner Bus paral­lel auf der Maria­zel­ler Straße fahren und bekomme einen Anflug von Panik. Habe ich die Zeit verwech­selt? Radle ich zu langsam? Nichts davon war es, der Bus war einfach viel zu früh dran. Beim Park & Ride wurden meine Sachen verla­den, ich hatte eine Sitzreihe für mich alleine (was ganz toll ist). Um 4:30 Uhr ging es los mit Bus und Fahrrad­trai­ler über Loosdorf und Ybbs nach Jesolo. Die Reise ging zügig voran, bereits um ca. 14:30 waren wir vor Ort und bekamen unsere Zimmer zugewie­sen.

Unser Hotel war das ****-Hotel Eden in Lido di Jesolo. Ich hatte — trotz ziemlich hohem Zuschlag — ein Einzel­zim­mer gebucht. Nach Studium der Webseite hoffte ich darauf, nicht die niedrigste Klasse zu bekom­men, die mit 80cm breiten Betten ausge­stat­tet ist. Die positive Überra­schung kam nach dem Öffnen der Türe, ich hatte ein Superior Doppel­zim­mer mit Balkon und konnte nicht klagen. Das Bett war etwas härter als gewohnt aber wirklich bequem, ich hatte gleich 2 Doppel­bett-Decken für mich alleine. Auch einen Wasser­ko­cher gab es im Zimmer. Es gab eine Schuko-Steck­dose und mehrere 3‑polige Steck­do­sen. Nachdem ich mit 3‑poligen Steck­do­sen gerech­net hatte, hatte ich alles mit Steckern Typ C (also die schma­len Stecker)  ausge­rüs­tet. Auch einen Mehrfach­ste­cker, der zum Anschluss an der Wand einen Typ C‑Stecker hat, hatte ich im Gepäck. Daher gab es mit Strom­an­schlüs­sen keine Probleme. Das Frühstück im Hotel war sehr “unita­lie­nisch”, also auch mit Speck, Ei und “Grünzeug”. Das Abend­essen war reich­lich und gut. Ich würde bei einer Google-Bewer­tung 4,5 von 5 Sternen verge­ben.

↔ 21,7 km | 🕔  1:26 | ∅ 15,1 km/h | ➚ 60 m | ➘ 60 m

Der Tag auf Komoot: Teil 1 | Teil 2

Um ca. 16:00 Uhr starte­ten wir zu einer kurzen Runde durch Jesolo. Geteilt in 2 Gruppen mit je ca. 25 Perso­nen radel­ten wir vom Hotel Eden in Lido di Jesolo los Richtung Osten bis zur Piave. An Cortel­lazzo vorbei fuhren wir entlang der Via Cavetta Marina bis Jesolo und dann wieder zurück ins Hotel. Die kurze Runde gab mir einen guten Überblick darüber, wie es sich in einer Gruppe mit anderen fährt. Das Durch­schnitts­tempo war jetzt mit 15,1 km nicht wirklich hoch, wichtig ist es für mich, Abstand einzu­hal­ten, was zeitweise etwas schwie­rig war. Aber grund­sätz­lich hat es mir sehr gut gefal­len, vor allem fällt die gewohnte detail­lierte Vorbe­rei­tung der Route weg. Für meinen Geschmack gab es aller­dings zu wenige Möglich­kei­ten zu fotogra­fie­ren, die meisten Fotos sind während dem Fahren und direkt über Komoot entstan­den, was sich negativ auf die Quali­tät ausge­wirkt hat.

Tag 2: Lagunen­rund­fahrt

↔ 60,5 km | 🕔  3:22 | ∅ 18 km/h | ➚ 120 m | ➘ 120 m

Der Tag auf Komoot: Lagunen­rund­fahrt

Heute ist der erste Tag mit unserem italie­ni­schen Guide Mauro. Und es geht — dazwi­schen auch mit dem Boot — einmal im Kreis durch die Lagune. Beim Fahren hatte ich viele coole Ideen für meinen Bericht, jetzt sind sie alle weg. Aber begin­nen wir von vorne:

Die Radtour startete um 8:30 pünkt­lich, wieder geteilt in zwei Gruppen (sortiert nach der Farbe unserer Busse grün und blau). Wir fuhren vom Hotel kommend über den direkt dort begin­nen­den Radweg entlang der Via dei Mille vorbei an den ersten Anzei­chen eines Christ­kindl­markts bis zum Strand. Die Haufen an sehr großem Schwemm­holz zeigen, dass in letzter Zeit einiges aus dem Meer angeschwemmt wurde. Am Fußweg am Strand gab es das erste „Training“ im Fahren auf versan­de­ten, gepflas­ter­ten Wegen bis zum Spiag­gia del Faro, wo die ersten Fotos des „Faro di Piave Vecchia“ (Leucht­turm) geschos­sen werden konnten. Über mehr oder weniger holprige Fahrrad­wege, teilweise auch über (ebenso holprige) Straßen in einer langen Kolonne, in der ich noch meinen Platz suchte. Irgend­wie schien es eine Ordnung zu geben, die ich aber nicht kannte, die auch nicht kommu­ni­ziert wurde. Aber sobald ich mich irgendwo anders einreihte, ging das Spiel­chen los. Überho­len hier, ausbrem­sen da. Bei einem Kreis­ver­kehr nutzte ich die Gelegen­heit, scherte aus der Reihe aus und reihte mich ziemlich am Ende wieder ein. Dort war das Fahren viel entspann­ter.

Unsere Tour führte uns an einigen kleine­ren Fotostopps vorbei nach Punta Sabbioni zur Kaffee­pause, wo ich — so klein ist Europa — Bekannte getrof­fen habe, die gerade mit dem Boot nach Venedig fahren wollten. Der Weg führte zum Großteil über Fahrrad­wege, die sehr neu wirkten. Zweiwe­ge­rad­wege, großzü­gig dimen­sio­niert und teilweise hängend übers Wasser gebaut. Leider kamen dazwi­schen immer wieder Stücke, die auf der Straße absol­viert werden müssen. Dabei wird aber ziemlich schnell klar, dass durch langge­zo­gene, hohe Schwel­len und radikale Geschwin­dig­keits­vor­schrif­ten die Autos zum Bremsen gezwun­gen sind.

Die Ausbli­cke aufs Brack­was­ser der Lagune waren sensa­tio­nell, auch wenn es sehr diesig war. Da saß zum Beispiel ein Seiden­rei­her reglos am Rand einer (sehr großen) „Pfütze“ und wartete auf Beute (oder auch nicht). Mir schoss dabei durch den Kopf, was so ein Seiden­rei­her denn eigent­lich fressen würde. Waren es Fische (wie sollten die dort hinkom­men), waren es Krebse oder anderes Klein­ge­tier aus dem Meer (dann waren die Erfolgs­aus­sich­ten sicher größer)? Natür­lich dürfen auch die Holzpfähle, auf denen Möwen und Reiher saßen, nicht verges­sen werden. Bei einem der Fotostopps — wo uns unser Guide Infor­ma­tio­nen zur Bucht und vor allem auch zum Hochwas­ser­schutz in Venedig und dessen Kosten gab, konnte ich ein paar wirklich coole Bilder schie­ßen.

Von Punta Sabbioni ging es zuerst ein Stück auf der Straße zurück, bevor wir links abbogen und vorbei an Treporti entlang dem Canale Sacca­gn­ana fuhren. Links ab ging es dann zum Lio Piccolo, wo unsere Räder und wir auf Schiffe verla­den und unter italie­ni­scher Musik zum Lio Maggiore geschip­pert wurden. Dort gab es dann Mittag­essen (Pasta al Ragu). Gemüt­lich ging es nach dem Essen über teils geschot­terte (sehr ausge­wa­schene), teils asphal­tierte Wege weiter. Vorbei am Torre del Caigo (oder auf einem anderen Schild Torre de Caligo genannt — was stimmt jetzt?) ging es auf einer wenig befah­re­nen Straße zurück nach Jesolo und von dort zum Lido. Auch jetzt fuhren wir wieder vom Spiag­gia del Faro den Fußweg am Strand entlang. Und ihr werdet nicht glaube, seit in der Früh hat sich dort einiges getan. Es wurden direkt neben dem Weg Pfähle aufge­stellt, zu welchem Zweck kann ich nur vermu­ten. Eventu­ell sind sie Ständer für Zäune, die den Sand am Strand halten sollen. Oder so was. Etwas weiter wurden Sandwälle aufge­häuft, auch da ist mir nicht klar, was sie für Funktion haben. Aber die Arbei­ter werden schon wissen, warum sie welche Aktio­nen setzen. Um ca. 15:30 waren wir wieder zurück und hatten den Rest des Nachmit­tags

Die Radtour selbst war — obwohl 60 km lang — ziemlich leicht zu machen. Ich bin im Normal­fall (Ausnah­men bestä­ti­gen die Regel) im Eco-Mode gefah­ren, die Geschwin­dig­keit lag ziemlich konstant um die 20 km. Seit ich mich am Ende der Gruppe einge­rich­tet hatte, machte auch das Fahren mehr Spass. Die lockere Forma­tion am Ende der langen Schlange gab mir auch Gelegen­heit, mich gründ­lich umzuschauen und auch (während der Fahrt) das eine oder andere gut gelun­gene Foto zu schie­ßen. Aber seht selbst. Ich jeden­falls freue mich schon auf den morgi­gen Tag, der uns ins Natur­schutz­ge­biet von Brussa & Valle­vec­chia führen wird.

Tag 3: Brussa, Valle Vecchia und Bibione

↔ 26,3 km | 🕔  1:16 | ∅ 20,9 km/h | ➚ 40 m | ➘ 30 m

Der Tag auf Komoot: Valle Vecchia und Bibione

Die ursprüng­lich für den Tag 3 angekün­digte Tour war eine etwas andere. Hier haben uns die Unwet­ter und starken Regen­fälle der Woche vor unserer Reise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Viele Wege waren nicht befahr­bar, unsere Guides haben umgeplant, die Tour auch umgedreht mit Ziel Bibione. Geplant waren ca. 80% der Fahrten auf der Asphalt und 20% auf geschot­ter­ten Wegen.

Vom Hotel radel­ten wir quer durch den Lido di Jesolo zum Buspark­platz. Dort wurden unsere Fahrrä­der in den Anhän­ger verla­den. 30 Fahrrä­der wurden in weniger als 10 Minuten verstaut. Mit dem Bus fuhren wir zum Start­punkt, einer Tankstelle in der Nähe von Lugug­n­ana. Über Straßen und einige Schot­ter­wege ging es ins Valle Vecchio. Dort hat ein Teil der Gruppe eine einfa­che Offroad-Tour unter­nom­men. Wir anderen konnten zu Fuß das Natur­schutz­ge­biet im Valle Vecchio besuchen. Am Weg zum Strand zweigte links in den Pinien­wald ein Weg ab. Dort gab es eine Freiluft-Ausstel­lung zum Lebens­raum Meer und Strand. Die Bilder wurden auf Fliese aufge­druckt, ähnlich denen, die man zur Abschot­tung von Baustel­len verwen­det.

Am Strand selber, den wir bei strah­len­dem Sonnen­schein erleben durften, waren die Auswir­kun­gen der vergan­ge­nen Unwet­ter deutlich zu sehen. Auch in den Wäldern waren die Böden noch schwer und Teile waren auch ziemlich matschig. Gegen 12 ging es mit den Rädern zurück nach Lugug­n­ana, wo unsere Busfah­rer ein cooles Mittags­buf­fet organi­siert hatten. Da blieb hoffent­lich kein Wunsch unerfüllt. Jeden­falls wurde alles ratze­putz aufge­ges­sen.

Bei der Fahrt zum Bus haben meine Knie schon ziemlich heftig geschmerzt, weshalb ich mich nach dem Essen entschloss, die 26 km nach Bibione statt mit dem Rad mit dem Bus zu fahren. Flott wurde mein Fahrrad verla­den und ich kam ganz ohne Anstren­gung an den nächs­ten Strand. Das schöne Wetter wurde von den wenigen noch anwesen­den Tourist:innen genos­sen, aber ab 16 Uhr wird es doch schon deutlich kühler. In Bibione findet übrigens kommen­des Wochen­ende der Sand Storm statt, eine Veran­stal­tung im Rahmen des FIM (Fédéra­tion Inter­na­tio­nale de Motocy­clisme) Sand Races World Cup. Die Vorbe­rei­tun­gen laufen schon auf Hochtou­ren, der Strand wird in eine Motocross-Bahn verwan­delt und auch ein Vergnü­gungs­park wird aufge­baut. Vor allem die Bagger­ar­bei­ten am Strand waren aufre­gend zu beobach­ten.

Von Bibione aus ging es um 17 Uhr mit dem Bus zurück nach Jesolo. Dabei machte sich die Normal­zeit bemerk­bar und wir durften einen traum­haf­ten Sonnen­un­ter­gang, einige Ehren­run­den um einen Kreis­ver­kehr und einen frühen Einbruch der Dunkel­heit erleben.

Tag 4: Lido von Venedig, Santa Maria del Mare und Chiog­gia

↔ 58,6 km | 🕔  3:09 | ∅ 18,3 km/h | ➚ 40 m | ➘ 40 m
Der Tag auf Komoot: Teil 1 | Teil 2

Dieser Tag war eindeu­tig das Highlight der Reise — er war strah­lend sonnig, wir machten Sight­see­ing auf dem Fahrrad und zusätz­lich verbrach­ten wir sehr viel Zeit auf dem Wasser. Pünkt­lich um 8:30 starte­ten wir mit Mauro auf unseren Fahrrä­dern Richtung Punta Sabbioni. Dort waren wir ja auch schon am 1. Tag, der sehr diesig war. Die — meist während dem Fahren geschos­se­nen — Fotos geben einen Eindruck, wie es an einem sonni­gen Tag am selben Ort aussieht. Auf dieser ersten Etappe konnten wir sehr schön sehen, wie weit die Vorbe­rei­tun­gen für den Winter schon sind. So waren am ersten Teil des Fahrrad­wegs über dem Wasser bereits falle Bretter heraus­ge­nom­men, es blieb nur das Metall­ge­stell übrig. Daher fuhren wir diesen Teil auf der Straße.

In Punta Sabbioni ging es direkt aufs Schiff. Die Fahrrä­der wurden verla­den, um 10 Uhr war Abfahrt zum Lido di Venezia. Auf dem Schiff wurde über Mose — den Hochwas­ser­schutz von Venedig — disku­tiert. Nach einer Foto- und Kaffee­pause beim “Bahnhof” am Lido ging es einmal der Länge nach über die Insel. Vorbei am Strand und der Biennale führte unsere Radtour meistens am Wasser entlang. Manch­mal mussten wir aber auch ins “Insel­in­nere”, um eine Brücke zu finden und dann wieder ans Wasser zurück zu kommen. Im Fotogra­fie­ren beim Radeln hatte ich schon eine gewisse Routine, auf den doch ziemlich unebe­nen Fahrrad­we­gen auf dem Lido gab es zwar auch Fotos, aber ca. 90% davon sind leider zu verwa­ckelt und daher unbrauch­bar.

Am Ende vom Lido ging es wieder aufs Schiff und das brachte uns nach Pellestrina und zum Mittag­essen. Nach dem Essen besich­tig­ten wir vom blauen Bus die Kirche Santa Maria del Mare und boten unseren Rädern einen kurzen Auslauf. Kurz danach trafen wir uns mit der Gruppe grün und fuhren über die Insel bis zum nächs­ten Schiff, das uns dann nach Chiog­gia brachte. Die Stimmung auf dem Wasser mit dem Sonnen­un­ter­gang könnt ihr euch vielleicht vorstel­len. Alles wurde in ein golde­nes Licht getaucht. Wenn ich so was auf einer Postkarte sehe, finde ich das richtig kitschig. Vom Schiff aus konnte ich mich aber kaum satt sehen an dem Farben­spiel.

In Chiog­gia war richtig Leben auf den Straßen und die Kaffee­häu­ser gut gefüllt. Mehr noch als am Lido und kein Vergleich mit den Badeor­ten, in denen wirklich schon die Gehsteige hochge­klappt wurden. Bei einer kurzen Erkun­dung gab es einiges zu sehen. Unter anderem bin ich in einem CROFF-Geschäft gewesen, das aussah, wie das Weihnachts­wun­der­land. Ein anderes Geschäft hatte den Eingang mit Karne­vals­mas­ken verziert und ähnli­ches. In enem ganz beson­de­ren Licht lag dann auch die Ponte di Vigo, die sehr an die Brücke gleich beim Bahnhof in Venedig erinnert.

War in den Tagen auf den Straßen und geschäfts­mä­ßig bisher nicht viel los, war das an diesem Tag ganz anders. Es war viel los, es war spannend. Im bereits Dunklen fuhren wir in einer Reihe von fast 60 Perso­nen zum unseren Bussen. Dort wurden die Räder bereits für die Rückfahrt nach Ausstiegs­stelle sortiert einge­räumt. Müde, aber zufrie­den ging es ins Hotel zu einem späten Abend­essen.

Tag 5: Rückfahrt

Nach dem Frühstück — aller­dings auch heute bereits um 8:30 — war der Bus fertig beladen und die Heimreise ging los. Die Räder waren ja bereits am Vortag in Chiog­gia in den Hänger geschlich­tet worden. Kurz haben wir darüber disku­tiert, einfach einen Tag länger zu bleiben und noch aufs Kasta­ni­en­fest zu gehen. Da hatten aber unsere Busfah­rer verständ­li­cher­weise etwas dagegen. Also fuhren wir Richtung Heimat. Vorbei ging es unter anderem am Taglia­mento und am Wörther­see. Am Fuße der Burg Griffen hatten wir Mittags­pause. Die Griffen-Rast von Mocho­rit­sch ist sehr empfeh­lens­wert, das Essen ist ausge­zeich­net, die Portio­nen aller­dings wirklich riesig.

Am Anfang der Fahrt fanden wir alle in unseren Infor­ma­ti­ons­map­pen zur Reise eine Liste für Konsu­ma­tion im Bus vor. Dort habe ich die ganze Woche einge­tra­gen, was ich im Bus an Essen und Geträn­ken konsu­miert habe. Am Heimweg nach dem letzten Stopp wurde alles zusam­men­ge­rech­net und einkas­siert. Das war sehr angenehm, weil nicht während der gesam­ten Zahl mit Klein­geld hantiert werden musste.

Um ca. 18:30 erreich­ten wir St. Pölten und wurden beim Hornbach abgesetzt. Ich schnallte meinen Koffer wieder auf meinen Trolley, zog mich warm an und radelte nach Hause. Schön wars, ich freue mich schon auf die nächste Radreise.

Fazit

Es war eine ganz neue Erfah­rung, in einer Gruppe zu radeln. Was kann ich kurz zusam­men­ge­fasst dazu sagen:

  • Die An- und Abreise ist total unkom­pli­ziert und bequem. Die Anzahl der Stell­plätze im Radtrai­ler bestimmt die Mitfah­ren­den im Bus, was zu viel Platz für alle führt.
  • Die Radroute muss nicht unbedingt zum Hotel zurück­füh­ren. Wenn die Route woanders endet, kommt der Bus und übernimmt den Rücktrans­port.
  • Es ist ein NoBrai­ner. Jemand anderer plant die Route und du fährst hinten nach.
  • Am Ende der Gruppe habe ich mich wohler gefühlt als in der Mitte.
  • Mein Pedelec ist schon ziemlich alt und damit unter­mo­to­ri­siert, was die anderen mehr Power hatten, habe ich mit Kondi­tion kompen­siert.
  • Trotz dem Alter meines Rads konnte ich leicht mithal­ten. Einzig die “Stopp and go”-Fahrweise in der Kolonne hat meine Knie belas­tet, was ich aber mit der elektri­schen Unter­stüt­zung kompen­sie­ren konnte.
  • Der Bus und dessen Fahrer sind die Univer­sal­pro­blem­lö­ser: Bei Proble­men mit dem Fahrrad, wenn man kein Lokal fürs Essen findet, wenn irgend­was schmerzt, …

Danke an Edbrust­ner Reisen für die perfekte Organi­sa­tion, das Hotel Eden in Lido di Jesolo für das wirklich schöne Zimmer und an alle Mitrei­sen­den für die schöne Zeit. Beim Saison­ein­ra­deln in Porto­rož bin ich defini­tiv mit weit entspann­te­rer Vorbe­rei­tungs­phase wieder dabei. Jetzt weiß ich ja, was auf mich zukommt.